Beschreibung
Der 1936 in Piraeus geborene Jannis Kounellis zählt seit den 1960er Jahren zu den wichtigsten Gegenwartskünstlern in Europa. Zwischen Arte Povera, Minimal Art und Objet trouvé nimmt er unstrittig eine einzigartige Position ein; aber auch über seine eindrucksvollen Grenzüberschreitungen zwischen Malerei, Relief und raumgreifender Skulptur herrscht Einigkeit. Durch seine griechische Herkunft und seine Arbeit in Italien hat er in der internationalen Kunst unverwechselbare Akzente gesetzt, die ohne die intime Kenntnis der Werke seiner bedeutendsten Zeitgenossen kaum möglich gewesen wäre.Die schon auf der documenta 1982 gezeigte große Wandinstallation gilt als Hauptwerk des Künstlers, das mit seinen Wanddurchbrüchen und eingesetzten Rahmenwerken, deren Verfüllungen und Auffüllungen als Aufschichtungen von Kultur- und Alltagsgeschichte zu verstehen sind, eine in Kounellis` Schaffen immer wieder präsente Bildidee vor Augen führt.Es geht in diesem Werk um eine poetische Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit, der Zerbrechlichkeit, um Aufbauen und Zerstören. Es finden sich Materialien und Strukturen, die auf das Wesen des Hauses, der Mauer, des Fensters an sich verweisen, es geht es um das Innere und das Äußere, um die Mauer als Schutz mit einem endlichen Charakter, um das Bett, das eine Öffnung nach außen bietet, diese aber nur durch ein Gitter zu sehen ist. Alles ist Zufall und zugleich tiefbedachte Struktur, nichts hält fest zusammen und alles ist auflösbar. Es sind durchweg arme Materialien, die eine unerhörte Aussagekraft haben, die sich in einem Zerstörungsprozess befinden und dadurch das Zeitliche, das Leben und die Kunst andeuten.Das Werk sucht Nähe und verlangt Distanz. Es greift die Spuren der Vergangenheit auf, weil sich der Künstler anders keine Gegenwart, keine Moderne und keine Identität vorstellen kann. Es ist Kounellis, der sehr überzeugend unter den zeitgenössischen Künstlern in geschichtsloser Zeit die alltäglichen Widersprüche aufgezeigt hat, um uns über die Vergangenheit und auf eine ebenso elementare wie poetische Art Perspektiven für die Zukunft zu eröffnen.Dass dies eindrucksvolle, auch im Werk des Künstlers ungewöhnliche und tiefsinnige, in seinen Anspielungen und Assoziationen originelle Werk erworben werden konnte, ist der Stadt Duisburg, dem Förderkreis des Wilhelm Lehmbruck Museums, der Sparkasse Duisburg, dem Land Nordrhein-Westfalen und nicht zuletzt der Kulturstiftung der Länder zu verdanken.