Beschreibung
Die für die Staatlichen Museen Meiningen mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder erworbene Tapisserie schildert den triumphalen Einzug Alexander des Großen in Babylon: In seinem goldenen Streitwagen wird der mit einem roten Königsmantel gewandete Alexander von zwei Elephanten gezogen. Um ihn herum gruppieren sich Posaunenspieler, Standartenträger und reitende Krieger. Sklaven schleppen als Kriegsbeute eine schwere goldene Urne, welche von dem sagenhaften Reichtum Babylons kündet. Schwelende Weihrauchbecken und dem jungen Feldherrn huldigende Frauen tragen zu dem feierlichen Aufzug bei. Eine aus prachtvollen Blumengebinden und Blütenranken, Früchtereigen und Waffentrophäen bestehende breite Bordüre, in der sich auch das fürstliche Wappen befindet, umrahmt die Szenerie.Mittelalterliche und frühneuzeitliche Alexanderthemen ist in allen Kunstgattungen weltlicher und geistlicher Auftraggeber zu begegnen: Fresko, Tafel- und Buchmalerei, auf Stoffen, Fensterglas und Kacheln. Die Tapisserie bildet die aufwendigste Form der künstlerischen Alexandertradition.Über einen längeren Zeitraum ist die Geschichte Alexanders geschätztes Sujet gerade der Tapisserie für den höfischen Bereich gewesen. Besondere Beliebtheit erlangte sie im Absolutismus als Darstellung herrscherlicher Tugend und ihrer siegreichen Durchsetzung. Die Fürsten identifizierten sich mit dem strahlenden Ruhm des jungen Helden. Alexanderteppiche besaßen u.a. der Duc de Berry, Ludwig von Anjou, Philipp von Burgund und Karl der Kühne.Die vorliegende Tapisserie ist Teil einer Serie, die Bernhard I. von Sachsen-Meiningen um 1680 bei der Manufaktur des Marcus de Vos in Brüssel für Schloß Elisabethenburg in Auftrag gab. Vorlage sind die Gemälde des Hofmalers Ludwig des XIV. Charles Le Brun. Die zwei übrigen Tapisserien, seit 1981 im Besitz des Nationalmuseums in München, zeigen Alexander in der Schlacht am Granicus und vor dem Zelt des Darius.Die relative Häufigkeit der Wiederholung des Motivs muß als Zeichen für große Beliebtheit und Wertschätzung der Entwürfe bereits zum damaligen Zeitpunkt gesehen werden. Daß ein vergleichsweise unbedeutender Herzog eines kleinen deutschen Fürstentums eben diese Teppichfolge für sich anfertigen ließ, macht einerseits den Vorbildcharakter Frankreichs und der französischen Herrscher für Deutschland und andererseits das beachtliche Selbstbewußtsein des Herzogs deutlich, das sich auch in der Größe der Schloßanlage widerspiegelt.Vor ihrer Veräußerung in den 20er Jahren sind die Teppiche 1909 im Speisezimmer des Schlosses zum letzten Mal photographisch dokumentiert. Angesichts der ausgezeichneten Qualität, der harmonischen Komposition, der Leuchtkraft der Farben und der Feinheit der Technik, die sich in beeindruckenden Details wie der Schattierung der Gewänder, der Helmzier der vorderen Reiter oder in den wunderbaren Bordüren zeigt, ist es ein großer Gewinn für die Sammlung, daß die Tapisserie nunmehr in ihrer originalen Umgebung, in der sie mehr als 200 Jahre hing, der Öffentlichkeit gezeigt werden kann.