Beschreibung
Das Konzertzimmer Friedrichs des Großen im Neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses steht wie kein anderer Ort für die Qualität und den Charakter der friderizianischen Sammlung französischer Malerei. Um Watteaus berühmtes Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint gruppieren sich Gemälde von Chardin, Pater, Brill und Pesne. Nachdem die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten 1999 alle noch in ihrem Besitz befindlichen Werke aus diesem Raum dorthin zurückgeführt hat, konnte nun ein Spitzenstück des ehemaligen Ensembles aus Privatbesitz erworben werden: Nicolas Lancrets Guckkastenmann, entstanden um 1743. Nicolas Lancret (1690-1743) zählt zu den prominentesten französischen Genremalern seiner Zeit. Der wichtigste Schüler Antoine Watteaus begründete seinen Ruhm mit dem Vermögen, volkstümliche Sujets in einer Weise dekorativ zu gestalten, daß sie der Ausstattung von Palästen würdig wurden. Adelssitze in ganz Europa schmückten sich mit seinen Bildern, die in Form von Stichen Verbreitung fanden und maßgeblich zum Ruhm und Nachruhm des Meisters beigetragen haben. Kurz vor seinem Tod wandte sich Lancret einem Thema zu, das ihm, so die Überlieferung, rein privat Vergnügen bereiten sollte: ein Guckkastenmann, der in dörflicher Umgebung Kuriositäten präsentiert. Wie nie zuvor hatte Lancret die Bilder holländischer Meister zum Vorbild seiner Komposition genommen, die zu den qualitätsvollsten seines Lebenswerks gehört und zugleich den Abschluß seines Schaffens markiert, da das Bild zu den letzten seiner vollendeten Werke zählt. Eine Variation dieses Themas erwarb 1769 Friedrich II., dessen französische Lieblingsmaler allesamt niederländisch beeinflußt waren und dessen Sammlung von Bildern Lancrets größer war als die der französischen Krone.Zusammen mit seinem originalen Rahmen konnte der Guckkastenmann von der Kulturstiftung der Länder, der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin, der Ernst von Siemens Kunststiftung und den Freunden der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für das Charlottenburger Schloß gesichert werden, wo es den Dialog zwischen Watteau und seinen Nachfolgern ebenso beflügelt wie den zwischen der französischen und der niederländischen Kunst.