Beschreibung
Ein einfaches Gemälde ist für mich ein Gefängnisfenster, dessen Linien, Umrisse, Formen und Kompositionen von Gitterstäben geprägt sind, schrieb Yves Klein in seinem Beitrag für die erste Ausgabe der Zeitschrift ZERO 1958. Die Flucht aus diesem Gefängnis war fortan das künstlerische Credo des Franzosen, dessen monochrome Werke Ende der fünfziger Jahre entscheidend dazu beitrugen, einen Wendepunkt in der Kunstentwicklung herbeizuführen: die Aufhebung des europäischen Tafelbildes durch das Bild selbst, durch neue Formen der frontalen, fürs Auge gestalteten Flächen. Kein Künstler der neueren Kunstgeschichte wurde infolgedessen stärker mit nur einer einzigen Farbe assoziiert wie Klein: Sein Ultramarinblau, durch Kunstharz als Bindemittel in puderiger Mattheit belassen, entzieht dem Auge jeden Halt; man erkennt keine festen Grenzen mehr und blickt weniger auf die Farbe als in sie hinein. Mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder konnte das Westfälische Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster Monochrome bleu von 1957 erwerben. Das Werk stammt aus der Sammlung des Restaurators und Kunstprofessors Siegfried Cremer, der den Ankauf zum Anlaß nahm, rund 100 Werke aus Fluxus und Nouveau Réalisme als Stiftung Sammlung Cremer dem Landesmuseum zur Verfügung zu stellen.