Beschreibung
Das Land Niedersachsen konnte im Februar 2009 mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und vieler weiterer Förderer drei vergoldete Silberpokale des 17. Jahrhunderts aus dem einstigen Besitz des Herzogs Georg Wilhelm von Lüneburg-Celle erwerben. Trotz heftiger Bietergefechte internationaler Interessenten war es damit gelungen, drei Spitzenstücke des insgesamt 14-teiligen Ensembles aus der Silberkammer des Welfenhauses auf der Auktion der Sammlung von Yves Saint Laurent und Pierre Bergé am 24.2.2009 im Pariser Grand Palais für Deutschland zu sichern. Alle drei Pokale stammen ursprünglich aus dem Residenzschloss von Celle. Nun sind die Pokale nach Celle zurückgekehrt und werden dort im Schloss präsentiert. In früheren Jahrhunderten dienten großformatige Goldschmiedewerke oftmals als Huldigungsgeschenke: Dem Fürsten wurden zum Regierungsantritt insbesondere von den Städten, Ämtern und Klöstern seines Territoriums zumeist stattliche Pokale überreicht. Die Fürsten stellen diese Geschenke dann auf Schaubuffets bei den Tafeln zur Repräsentation auf, wovon Bildzeugnisse und Inventare berichten. Die vergoldeten Silberpokale gehörten mit elf weiteren Stücken zu den Sammlungen der Könige von Hannover und der Herzöge von Braunschweig–Lüneburg. Ein so genannter „Tischbrunnen“ des Hamburger Meisters Evert Kettwyck von 1630 ist als Geschenk des Amtes Bodenteich nach Celle gelangt. Dieses Trinkspiel verfügt über einen ausgefallenen Entleerungs-Mechanismus zur Erheiterung der Tischgesellschaft: Der Pokalinhalt konnte mittels eines Saugmechanismus aus den Brüsten der vier dargestellten Verkörperungen der Elemente über die darunter befindlichen Muscheln versprüht werden.Der reich verzierte und virtuos gearbeitete Traubenpokal aus Osterode des Meisters Christoph Uder kann als signifikantes Beispiel der Übernahme einer Nürnberger Pokalform durch einen norddeutschen Goldschmied gelten. Und zuletzt: Ein verzierter monumentaler Buckelpokal des Lüneburger Meisters Nicolas Siemens von 1645, der aufgrund seiner Höhe von 1,13 Metern zu den weltweit größten Goldschmiedearbeiten dieser Art zählt. Dieser Riesenpokal, ein so genannter Akelei–Pokal mit Vasenaufsatz, gelangte als selbstbewusstes Huldigungsgeschenk der Stadt Lüneburg, die auf eine blühende Tradition des Goldschmiedehandwerks zurückblicken konnte, in den Besitz des Herzogs Georg Wilhelm.