Beschreibung
Der 1853 in Hildesheim geborene und von 1888 bis zu seinem Tod 1935 in Hamburg lebende Gustav Schiefler hat als Preuße für Hamburg und als Jurist für die schönen Künste geschwärmt (Carl Mönckeberg). Als einer der wichtigsten Förderer der Expressionisten – darunter besonders zu erwähnen Munch, Kirchner und Nolde – war er der bedeutendste Kunstmäzen Hamburgs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nicht nur durch Kauf und Sammlung, sondern vor allem durch persönliche Kontakte und Vermittlungen, insbesondere aber durch die Erarbeitung und Veröffentlichung von Werkverzeichnisssen der Künstler trug er wesentlich zu ihrer Rezeption, Anerkennung und Existenzsicherung bei.Neben der modernen Malerei galt sein Interesse besonders der Literatur, darüber hinaus aber allen kulturellen Phänomenen Hamburgs. Er gehörte zu den Beförderern einer Hamburger Universalität und zu den liberalen Kräften, die sich der Diskriminierung der Sozialdemokratie entgegenstellten. Sein umfassendes Engagement hat Fritz Schumacher veranlaßt, von Schiefler zu sagen, er habe Hamburgs kulturelles Leben unsichtbar mitregiert. Von Kunsthistorikern wird Gustav Schiefler heute in einem Atemzug mit Alfred Lichtwark, Julius Brinckmann und Fritz Schumacher als eine der prägenden Persönlichkeiten Hamburgs im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts genannt.Grundlage der in den letzten Jahren erwachenden wissenschaftlichen Beschäftigung mit Schiefler ist sein umfangreicher schriftlicher Nachlaß, der seit rund 15 Jahren vorläufig im Staatsarchiv Hamburg verwahrt wurde. Der Nachlaß spiegelt Leben und Werk Schieflers in einzigartiger Weise; er setzt sich aus Notizen, Reisetagebüchern, Ausarbeitungen zu den unterschiedlichsten Themen (aus den Gebieten der Pädagogik, der Juristerei, der Politik, der Philosophie, der Religion etc.) zusammen, vor allem aber aus der Korrespondenz Schieflers – und seiner Frau Luise – mit Künstlern, Galeristen, Sammlern und Verlegern. Der größte Teil dieser Korrespondenz ist bereits von Schiefler selbst in chronologischen Bänden zusammengefaßt worden, die 1892 einsetzen und 1929 enden.Die einzigartige Bedeutung dieser Korrespondenz war ausschlaggebend für die Bemühungen, eine dauerhafte Sicherung des schriftlichen Nachlasses durch Überführung in öffentlichen Besitz anzustreben. Dies gelang durch das Zusammenwirken der Kulturstiftung der Länder mit der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, der Hermann Reemtsma-Stiftung, der Gesellschaft der Bücherfreunde zu Hamburg und der Freien und Hansestadt Hamburg. Der schriftliche Nachlaß von Gustav Schiefler wird nun von der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Carl von Ossietzky, verwahrt und betreut.