Beschreibung
Ludger tom Ring d. J. (1522-1584) stammt aus einer in Münster ansässigen Malerfamilie. Die Stadt verließ er spätestens 1555 und wird erst wieder 1569 in Braunschweig nachweisbar, wo er 1572 die Bürgerwürde erhielt und 1584 gestorben ist. Gerade in dem Zeitraum von 1555-69, in dem sein Aufenthaltsort unbekannt ist, entstanden datierte Werke, die ihn berühmt gemacht haben: Seine frühen Blumen- und Tierbilder, die vierzig Jahre vor den ungleich bekannteren Gemälden niederländischer Künstler entstanden. Damit kommt Ludger eine besondere Stellung in der deutschen Malerei zu, auch mit seinen sehr differenziert gemalten Porträts vor allem niederdeutscher Persönlichkeiten. Wegen der hohen Qualität seines Oeuvres kann Ludger tom Ring d.J. als bedeutendster niederdeutscher Maler des 16.Jahrhunderts bezeichnet werden.Sein Selbstbildnis ist in Verbindung mit den Selbstbildnissen seines Vaters Ludger tom Ring d.Ä. von 1541 und dem seines älteren Bruders Hermann von 1544 zu sehen; es ist von besonderem Rang und Interesse. Autonome Künstlerselbstbildnisse werden erst im 16.Jahrhundert geläufig, sie sind Zeugnisse der wachsenden Selbstbewertung und Selbsterkenntnis. Dürer machte in Deutschland den Anfang, kaum einer seiner Zeitgenossen tat es ihm gleich. Um so größeres Gewicht haben die Selbstbildnisse der tom Ring, Vater und Söhne. Ludger d.Ä. bildete sich mit dem Zirkel ab, wie sich üblicherweise Architekten darstellen ließen, Hermann mit einem Merkbuch, in das er schreibt oder zeichnet, Ludger d. J. mit Pinsel und Palette. Das bedeutet, er stellt sich in einem Berufsbild vor, unmißverständlich als Maler-Handwerker. Damit ist es eines der ersten Selbstporträts, die überhaupt einen Künstler als Maler zeigen. Die scheinbar in die Brüstung eingemeißelte Inschrift verkündet programmatisch seine künstlerischen Ziele. Das unübersehbare Selbstbewußtsein und die Selbstreflexion über das eigene künstlerische Tun, die körperliche wie intellektuelle Präsenz des Dargestellten, die illusionistische Augentäuschung durch die Brüstungsinschrift, die feinmalerische, stellenweise an Miniaturmalerei erinnernde Genauigkeit der Details – alle diese Facetten heben das Gemälde in den Rang eines nationalen Kunstwerkes, das für die Öffentlichkeit in Deutschland erhalten bleiben mußte.Das Herzog Anton Ulrich-Museum ist hierfür bestens prädestiniert – nicht nur aus dem historischen Grund, daß der Maler seit spätestens 1569 bis zu seinem Tode in Braunschweig tätig war. Das Museum besitzt eine herausragende Folge deutscher und europäischer Malerei, speziell Selbstbildnisse und Künstlerporträts, der Renaissance und des Barock. Zudem kann das Herzog Anton Ulrich-Museum bereits vier Bildnisse Ludger tom Rings d.J. sein Eigen nennen. Das Selbstbildnis von 1547 kann unter diesen Umständen ausgezeichnet in den Sammlungsbestand eingebunden werden.Das Werk wurde mit Mitteln der Kulturstiftung der Länder, dem Bundesministerium des Innern, der Ernst von Siemens-Stiftung, dem Braunschweiger Vereinigter Kloster- und Studienfonds und der Stiftung Nord/LB-Öffentliche angekauft.