Beschreibung
Franz Marc (München 1880 – 1916 Verdun), Mitbegründer der legendären Künstlergruppe Der Blaue Reiter, schuf mit dem Anfang des Jahres 1911 entstandenen Gemälde Hocken im Schnee ein zentrales Werk seines entscheidenden künstlerischen Umbruchs um 1910/11. Es zeigt drei zinnoberrot, gelbgrün und gelbrot aufragende Heuhocken mit weißen Schneekappen, die auf ihre einfache Grundform eines kegelförmigen Dreiecks reduziert in der räumlich unbestimmten Schneelandschaft auch als monumentale Bergformation oder als hingestreute Früchte erscheinen könnten.Zusammen mit den Gemälden Liegender Hund im Schnee, 1910/11 (Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main) und Rehe im Schnee (Städtische Galerie im Lenbachhaus, München) verkörpern die Hocken im Schnee Marcs soeben vollzogene Abkehr vom Naturalismus hin zu einer Art vergeistigten Expressionismus, der mit einer Reduktion der Formen und einer Ablösung der natürlichen Gegenstandsfarbe einhergeht.Das ungewöhnliche Motiv der im Alpenvorland, und ganz besonders im Loisach-Moos und Murnauer Moos so vertrauten Heuhocken hatte Marc zuvor in den vergleichsweise noch naturalistisch gehaltenen Schilfhocken von 1909 (Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster) gestaltet. Schließlich beschäftigte er sich 1912 in der Alpenszene (Streuhocken) (unbekannter Standort) mit diesem Motiv, nun in kubisch aufgesplitterten Formen. Im Vergleich mit diesen Darstellungen ragen die Hocken im Schnee jedoch durch ihre weitgehende Konzentration auf das Motiv und den besonderen Farbpurismus heraus.Für das Franz Marc Museum in Kochel am See ist der Erwerb der in der Umgebung von Sindelsdorf gemalten Hocken im Schnee nicht nur durch den engen Bezug des Motivs zur Region von großer Bedeutung. Auch im Hinblick auf das malerische Gesamtwerk von Franz Marc ist der dauerhafte Erhalt dieses Werkes des deutschen Expressionismus, das Marc bereits im Mai 1911 auf einer seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Thannhauser in München zeigte, für die Öffentlichkeit von größter Bedeutung. Durch den Erwerb aus Privatbesitz, den neben der Kulturstiftung der Länder die Ernst von Siemens-Stiftung, die Bayerische Landesstiftung, das Bundesministerium des Innern, der Freistaat Bayern durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen sowie die Bayern AG möglich gemacht haben, bleibt ein einmaliges Ensemble aus landschaftlicher Eingebundenheit und biographisch, künstlerischer Dokumentation erhalten.