Beschreibung
Das Gemälde des Brücke-Künstlers Ernst Ludwig Kirchner Akte im Strandwald gehört zu einer Gruppe von Bildern, die in den Jahren zwischen 1912-1914 während zahlreicher Aufenthalte auf der Ostseeinsel Fehmarn entstanden sind.Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Thematik des Aktes in der Landschaft knüpft an die Bilder von den Moritzburger Seen von 1909-1911 an.Inspiriert durch die landschaftliche Eigenart der Insel und das ungezwungene Eingebettetsein des Menschen in deren Natur fand Kirchner zur Freiheit in der Umsetzung seiner Sehnsüchte und Visionen – der Einheit von Mensch und Natur in der Ursprünglichkeit des freien Lebens. Akt und Landschaft erscheinen in ihrem Gleichklang als das reale Leben.Die Fehmarn-Bilder stehen in Zusammenhang mit der Darstellung der Berliner Straßenszenen. Beide Bildgruppen, die Akte in der Landschaft von Fehmarn wie die Passanten auf den Straßen und Plätzen Berlins, zählen zu den Hauptwerken des deutschen Expressionismus. Das Nervöse aus der Niederschrift der Straßenbilder setzt sich in einem unruhigen Duktus, zackigen Umrissen und hastigen Schraffuren fort. Beeindruckend ist die Spontaneität des Ausdrucks, die aus der natürlichen wie zufälligen Bewegung gewonnen wird.Im Bereich des Farbeinsatzes herrscht der für die Entstehungszeit charakteristische Zweiklang von Sekundärfarben vor, Orange und Grün, denen Ocker beigeordnet ist.Obgleich die drei Akte aus der tiefgrünen Fassung des Waldes hervorstechen, scheinen sie doch untrennbar mit ihrer natürlichen Umgebung verwoben.Kirchner ist hier die Übersetzung seiner inneren Bilder der Einheit des Menschen mit der Natur in den Bereich der sinnlichen Anschauung gelungen.Durch den Ankauf des Gemäldes für die Staatliche Galerie Moritzburg Halle konnte dem drohenden Verlust des Werks für die Öffentlichkeit begegnet werden, nachdem es im Jahr 1994 zugunsten der Erbin des vormaligen Rechtsinhabers restituiert worden war.Zunächst im Besitz der Sammlung von Wolfgang Gurlitt gelangte das Gemälde 1948 als Leihgabe des Kunsthändlers Ferdinand Möller in die Moritzburg.Aufgrund der politischen Entwicklung wurde die Durchführung der geplanten Erwerbung durch den Direktor des Museums, Wolfgang Händler, der sich für den Wiederaufbau der durch die NS-Aktion Entartete Kunst zerschlagenen Sammlung einsetzte, vereitelt.Der Ankauf erfüllt so den 1948 gefaßten Willen, zumindest mit einem Werk Kirchners das Profil der früheren Expressionismus-Sammlung wieder sichtbarer werden zu lassen.Der Erwerb konnte mit Mitteln der Kulturstiftung der Länder, des Bundesministeriums des Inneren und des Landes Sachsen-Anhalt realisiert werden.