Beschreibung
Kaum ein Kunstschreiner aus anderen Ländern hat die Leistungsfähigkeit, vor allem aber auch das Renommee der Pariser Hof-Ebenisten besessen. Nirgendwo aber auch wurde die Eleganz eines Möbelentwurfs, wurden formale und dekorative Neuerungen und das Raffinement der Ausführung mit so uneingeschränktem Wohlgefallen aufgenommen wie in Paris. Neben einigen englischen «Cabinet makers» (Chippendale, Sheraton) erreichte schließlich, als das höfische Zeitalter sich bereits seinem Ende zuneigte, ein einziger deutscher Möbelbauer aufgrund seines Erfindungsreichtums, der Eleganz seiner Entwürfe, die jeweils auf dem neuesten Stand der Mode waren, und der Perfektion der handwerklichen Ausführung einen ähnlichen Grad überregionaler Berühmtheit: David Roentgen (1743-1807) aus Neuwied bei Koblenz. 1750 hatte sein Vater Abraham Roentgen seine Werkstatt für feinen Möbelbau von Herrnhag in Hessen nach Neuwied am Rhein verlegt. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sie sich dort zur größten und bedeutendsten in ganz Deutschland. Seit Mitte der 60er Jahre gewann David Einfluß auf die Werkstatt. In den folgenden Jahren bahnte er Beziehungen zu verschiedenen deutschen Residenzen an, seit 1770 gab es Kontakte zu Preußens König Friedrich II., dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm II. ein besonderer Gönner der Werkstatt wurde. Durch Vermittlung des in Paris lebenden Barons Grimm wurde 1783 die russische Zarin Katharina David Roentgens anspruchsvollste, aber auch beste Kundin. – Von Anfang an orientierte sich David stärker als der Vater nach Paris, in der richtigen Erkenntnis, daß dies das Zentrum aller wirklich bedeutenden Geschäftsverbindungen war. 1779 wurde er in die Pariser Ebenistenzunft aufgenommen, eröffnete ein Geschäft in der Stadt und erhielt 1785 den ehrenvollen Titel eines «ébeniste-mechanicien du Roi et de la Reine»; sowohl Ludwig XVI. als auch Marie-Antoinette hatten damals bereits Möbel von ihm bezogen. Erworben mit dem Bundesministerium des Innern für Deutschlands ältestes und von der Anlage her bedeutendstes Kunstgewerbemuseum.