Beschreibung
In der Nahe des südhessischen Ortes Messel, östlich von Darmstadt gelegen, birgt das Erdreich ganz außergewöhnliche geologische Besonderheiten. Hier liegen die Ablagerungen eines ehemaligen Süßwassersees, der sich vor etwa 49 Millionen Jahren an dieser Stelle befand. Diese Ablagerungen aus Ölschiefer enthalten Versteinerungen von Pflanzen und Tieren in einer weltweit fast einmaligen Quantität und Qualität. Die Versteinerungen stammen aus dem Eozän, jener Zeit also, die unmittelbar dem Aussterben der Saurier folgte. Es ist ein Zeitraum, in dem sich die Säugetiere sprunghaft zu der weltweit herausragenden und bis heute vorherrschenden Tierklasse zu entwickeln begannen.Das Originalskelett des Urtapirs Hyrachyus minimus aus der Grube Messel hat eine Gesamtlänge von ca. 1 m. Der überaus hohe wissenschaftliche Wert des Objekts beruht auf seiner Einzigartigkeit, seiner Vollständigkeit und seinem hohen Alter bezogen auf die stammesgeschichtliche Entwicklung der Unpaarhufer. Die Frage der stammesgeschichtlichen Herkunft von Tapiren und Nashörnern interessiert dabei nicht nur die wissenschaftliche Fachwelt, sondern ebenso breite Kreise der Öffentlichkeit, handelt es sich doch bei diesen Huftieren neben den Pferdeartigen um die einzigen überlebenden Vertreter einer einstmals blühenden Ordnung von Säugetieren, eben den Unpaarhufern. Der Schauwert des faszinierenden Objekts begründet sich schließlich darüber hinaus aus seiner schlichten Schönheit.Diesbezüglich spielt ein weiterer Zusammenhang eine Rolle, der insbesondere für die Region Darmstadt bedeutsam ist. Es war 1973 dieser Fund, der zum ersten Mal die Weltöffentlichkeit auf die einmalige Qualität der Grube Messel als Fossillagerstätte aufmerksam machte. Er hat ganz maßgeblich dazu beigetragen, dass diese Fundstelle vor der Verschüttung durch Müll bewahrt werden konnte, bis sie im Jahre 1995 von der UNESCO zum Welterbe der Menschheit erklärt und auf diese Weise unantastbar wurde. Neben der vorgeschichtlichen Bedeutung hat der Urtapir aus Messel somit auch eine – aktuelle -geschichtliche Bedeutung bekommen. Er gehört auf jeden Fall zum kulturellen Erbe dieses Landes.Den Urtapir Hyrachyus minimus konnte das Hessische Landesmuseum Darmstadt mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Hessischen Kulturstiftung erwerben.