„Das Liebesmahl der Apostel“

8,00 

Anschrift der geförderten Einrichtung:
Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Zellescher Weg 17
01069 Dresden

Artikelnummer: PATRIMONIA NR. 114 (1995).
Kategorie:
Jahr: 1996
Gattung: Musik
Land: Sachsen
Künstler: Wagner; Richard

Beschreibung

Die Neuerwerbung der Liebesmahl-Handschrift, des vermutlich letzten vollständigen Wagner-Autographs dieser Größenordnung, das sich noch in Privathand befunden hat, schließt für die Sächsische Landesbibliothek eine bedauerliche Bestandslücke: Obgleich sie als ehemalige Kurfürstliche und Königliche Öffentliche Bibliothek das Zentrum der Dresdner Musiküberlieferung bildet, hat sie bislang kein größeres Kompositions- Autograph Richard Wagners besessen.Das 31 Seiten umfassende Manuskript dokumentiert die kalligraphische Meisterschrift des Komponisten in vorzüglicher Weise. Es stellt die einzige überlieferte Partiturquelle zu Wagners biblischer Scene dar und war Vorlage für den 1844 in Leipzig erschienenen Partitur-Erstdruck, so daß es neben Bleistiftvermerken des Notenstechers auch autographe Änderungen Wagners in roter Tinte enthält, die in die Druckfassung eingeflossen sind.Das Manuskript ist nunmehr in die wissenschaftliche Musiksammlung gelangt, die den historischen Kontext bildet: Am 2. Februar 1843 war Wagner zum Königlich Sächsischen Hofkapellmeister ernannt worden. Fast gleichzeitig übernahm er die Leitung der Liedertafel , des führenden Dresdner Männergesangvereins. Im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit entstanden die Chorkompositionen WWV 68, 69, 71 und 72, wobei das Liebesmahl die umfangreichste und anspruchsvollste Komposition darstellt.Als Auftragswerk für das Zweite Allgemeine Männergesangsfest in Dresden wurde es als Abschluß des Eröffnungskonzerts am 6. Juli 1843 mit großem Erfolg uraufgeführt.Thema des Werks ist das Pfingstgeschehen, dessen biblischen Bericht Wagner frei interpretierte. Die Komposition gliedert sich in zwei Hälften, wobei die Zweiteiligkeit durch den dramaturgisch bedingten Kontrast zwischen A-cappella-Satz der ersten und orchesterbetontem Satz der zweiten Hälfte hervorgehoben wird.Wagners Liebesmahl ist ein Beispiel für die von Franz Liszt geforderte Musik zwischen Theater und Kirche. Die am theologischen Hintergrund anknüpfende zeitgenössische Kritik schießt mit ihrem Vorwurf der Veräußerlichung über ihr Ziel hinaus, da Wagner mit der Komposition das Ziel verfolgte, den durch das Lokal der Frauenkirche vorgegeben geistlichen Charakter ins möglichst allgemein Menschliche zu heben.Das Liebesmahl der Apostel ist kein künstlerisch unbedeutendes frühes Gelegenheitswerk, sondern strahlt vielfältig auf das spätere Werk aus, so in Lohengrin hinsichtlich der ausgeprägten Chordifferenzierung und in Tristan und Isolde hinsichtlich der kühnen Harmonien. In Parsifal finden sich die Abendmahlszene und die Chöre aus den höchsten und mittleren Höhen wieder.Somit muß dem Werk im Schaffen Wagners die Position eines Bekenntniswerks eingeräumt werden.Der Ankauf des Manuskripts wurde unterstützt durch die Kulturstiftung der Länder und das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.

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