Beschreibung
Die Flammen des Feuers im Flakturm zu Friedrichhain zerstörten in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs nicht nur die dort gelagerten Gemälde von Weltrang, sondern auch ein Hauptwerk der westfälischen Goldschmiedekunst des 14. Jahrhunderts: den silbernen Schrein des heiligen Patroklus aus dem um 954 durch den Kölner Erzbischof Bruno gegründeten ehemaligen Kollegiatsstift St. Patrokli in Soest. Der 259 gestorbene Märtyrer Patroklus war Stadtpatron von Soest, wo seine Gebeine als Geschenk des Erzbischofs Bruno verwahrt und verehrt wurden. Der Schrein selbst, 1841 von Friedrich Wilhelm IV. erworben und so vor dem Einschmelzen durch die Gemeinde bewahrt, ging zwar – bittere Ironie der Geschichte – im Feuer von 1945 zugrunde, dennoch konnten einige der an ihm angebrachten Statuetten geborgen werden. Zwei stark beschädigte Figuren gelangten in das Berliner Bode-Musem, fünf weitere, darunter die Muttergottes, tauchten 1961 im New Yorker Kunsthandel auf und wurden für die West-Berliner Skulpturenabteilung angekauft. Eine weitere Apostelfigur wurde – ohne daß Berlin davon erfuhr – in den sechziger Jahren in Paris versteigert. Diese Figur zeichnet sich durch die stupende Qualität ihrer künstlerischen Ausarbeitung aus, die sie von allen anderen des Schreins abhebt, weshalb man annimmt, daß sie von der Hand eines anderen Künstlers stammt. Diese herausragende Silberfigur konnte nun mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder für die Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin erworben werden, wo sie nach der Wiedereröffnung des Bode-Museums mit ihren einstigen Gefährten wieder vereint sein wird.