Beschreibung
Der Reiz von Stammbüchern liegt zweifellos darin, über politische, kultur- und kommunikationsgeschichtliche Zusammenhänge ihrer Zeit Aufschluss zu geben. Vor diesem Hintergrund muss auch das sogenannte „Album der Madame C. Beaumarié“ betrachtet werden, in dem sich die gesamte kulturelle Welt zur Zeit des Frankreichaufenthalts Heinrich Heines niederschlägt.Das aus insgesamt 87 Blättern mit Dokumenten aus Musik, Literatur und Kunst bestehende Konvolut versammelt sowohl prominente Künstler als auch „Kleinmeister“. So haben sich neben Chopin, Mendelssohn Bartholdy, George Sand und Heine selbst auch Vertreter einer eher peripheren Kunst wie Louis Garneray mit künstlerischen Beiträgen im Stammbuch verewigt.Mit einem bemerkenswerten Spürsinn versammelt Madame Beaumarié in ihrem Album auch Künstler, die im heutigen Diskurs wenig beachtet sind. Dazu gehören beispielsweise der damals knapp 13jährige Pianist Charles Filtsch oder die im 19. Jahrhundert als „Wunderkind“ gefeierte Violinistin Teresa Milanollo. Über Madame Beaumarié selbst ist nichts bekannt, was aber umso mehr den Fokus auf den textimmanenten Bedeutungszusammenhang lenkt. Das Album stellt ein Gesamtkonstrukt dar, das in seiner Mannigfaltigkeit und Verwebung von kanonisierter und peripherer Kunst erst einen sinnvollen Hintergrund darstellt, vor dem sich kulturgeschichtliche Gewichtungen der Künstler vornehmen lassen.