Beschreibung
Saalfeld in Thüringen hatte sich im späten Mittelalter zu einem künstlerischen Zentrum entwickelt, dessen Maler, Schreiner und Bildschnitzer die dörflichen Gotteshäuser der Umgebung mit kostbar gestalteten Flügelaltären versorgten. Zu den besonders schönen Beispielen dieses örtlichen Kunstschaffens zählen der Oberpreilipper Annen-Altar vom Meister des Kürbitzer Altars, der Oberpreilipper Marien-Altar vom Meister des Ziegenheimer Altars sowie der Obernitzer Marienaltar vom Meister des Meckfelder Altars.Alle drei Altäre bestehen aus reich verzierten Schreinen, in denen polychrome Schnitzfiguren stehen; zudem verfügen sie über Flügel, deren bemalte Werktagsseiten zentrale Stationen im Leben Jesu schildern. Künstlerischer Ausdruck vermengt sich dabei mit didaktischem Anspruch, war das Belehrende doch die damals vorrangige Forderung an sakrale Kunst. Nicht nur in kunsthistorischer, sondern auch in historischer Hinsicht sind die drei Retabel darum überaus wertvolle Zeugnisse der Saalfelder Kultur. Alle drei Bildschnitzer – wie auch die beteiligten Maler – gehören zu den um 1500 in der Stadt tätigen Künstlern. Bedeutend ist auch die Provenienz der beiden aus der Oberpreilipper Dorfkirche stammenden Retabel: sie gehörten ursprünglich zur Ausstattung der Marienkapelle vor dem Saalfelder Bendediktinerkloster, einem der wichtigsten Ordensbauten und reichsten Konvente in Thüringen, von dem bis auf geringste Reste weder architektonische noch bildkünstlerische Zeugnisse erhalten sind.Die drei Saalfelder Schnitzaltäre zählen nicht nur zu den national wertvollen Kulturgütern, sondern tragen seit langem auch zur Attraktivität des Stadtmuseums Saalfeld im Franziskanerkloster bei, wo sie seit 1928 als Leihgaben des Herzoglichen Hauses Sachsen-Meiningen hängen. Der Kulturstiftung der Länder gelang gemeinsam mit dem Freistaat Thüringen und der Stadt Saalfeld der Ankauf zweier Altäre für das Museum, während der dritte, der Oberpreilipper Annen-Altar, dem Haus als Leihgabe verbleiben wird. Auf Dauer werden daher die drei Werke im Stadtmuseum weiterhin den bemerkenswerten Rang Saalfelds innerhalb der mitteldeutschen Spätgotik in Ostthüringen bekunden.