Beschreibung
Das Quittungsbuch des Nathanischen Legats ist ein außergewöhnliches Dokument zur Musikgeschichte der Stadt Leipzig.Das äußerlich unscheinbare, schlicht gebundene Bändchen im Format von nur 15,6 x 9,6 Zentimeter enthält 92 fast ausschließlich eigenhändige Quittungen von acht Leipziger Thomaskantoren aus dem Zeitraum von 1686 bis zum Jahre1820.Von herausragender Bedeutung sind die vier erhaltenen Eintragungen von der Hand Johann Sebastian Bachs aus den Jahren 1726-1729.Das Quittungsbuch geht auf das Testament von Sabine Nathan, Witwe des Leipziger Bürgers Moritz Nathan, aus dem Jahre 1605 zurück. Jährlich sollten am Sabinentag, dem 27. Oktober, vor und nach der Predigt in St. Thomas oder St. Nikolai Sterbemotetten gesungen werden. Dafür setzte sie ein Stiftungskapital von 100 Gulden aus. Sabine Nathan starb 1612. Vom folgenden Jahr an erhielten – dem Vermächtnis gemäß – der Thomaskantor und die im Chor mitsingenden Schüler mehr als zweihundert Jahre lang regelmäßig fünf Gulden aus dem Zinsertrag ausgezahlt. Bis zum Jahre 1820 war das Legat in dieser Form wirksam.Die Verwaltung des Legats oblag der Tischlerinnung Leipzig, in deren Besitz sich das Quittungsbuch auch bis 1935 befand. Nach dem Krieg gelangte es ins Ausland; 1960 tauchte es in New York auf. Auf einer Londoner Auktion konnte das Bändchen 1993 von der Kulturstiftung der Länder zusammen mit dem Bundesministerium des Innern, dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und der Stadt Leipzig für das Bach-Archiv Leipzig ersteigert werden.