Beschreibung
Er hatte wohl einst ein wahrhaft fürstliches Geschenk abgegeben, der rotlackierte Medaillenkabinettschrank, der auf verschlungenen Wegen kürzlich wieder nach Schloß Merseburg und damit an den Ort zurückgekehrt ist, für den er einst geschaffen wurde. Wahrscheinlich hat Herzogin Elisabeth höchstpersönlich das prachtvolle Möbel in Auftrag gegeben, um es ihrem Gatten Herzog Heinrich von Sachsen-Merseburg-Spremberg (reg. 1731-1738) zum Regierungsantritt zu übergeben. Darauf weisen nicht nur die beiden Allianzwappen mit den Initialen des Herzogspaares hin, sondern auch Stil und Ornamentik des Schranks, die ihn mit dem zu dieser Zeit für den Merseburger Hof tätigen Architekten und Bildhauer Johann Michael Hoppenhaupt (1685-1751) verbinden. Nicht zuletzt ist es die herausgehobene Funktion des Möbels in der höfischen Repräsentationskultur, die ihn als Geschenk zum Machtantritt eines absolutistischen Fürsten geradezu prädestinierte: In einer Sammlung von Medaillen mit Herrscherporträts spiegelten sich die dynastischen Verbindungen mit den führenden europäischen Häusern, als deren Teil sich jeder Fürst darstellen wollte. Somit diente der Schrank als Herrschaftssymbol; auch in der künstlerisch aufwendigen Verarbeitung bekundet sich sein Rang. Nebenbei liefert er ein besonders schönes Beispiel für die Ostasienmode selbst an kleineren europäischen Höfen, wollte der rote Lack doch den kostbaren Schildpatt ostasiatischer Möbel imitieren.