Beschreibung
Der heraldische Sammelband des späten 16.Jahrhunderts zeichnet sich durch den auf 29 Seiten des Handschriftenteils enthaltenen Ehrenbrief des Jakob Püterich von Reichertshausen (1400-1469) an die Pfalzgräfin Mechthild aus. Das literarische Werk des Münchener Patriziers und oberbayerischen Landadeligen Püterich nimmt in der deutschen Literaturgeschichte eine einzigartige Position ein. Es dokumentiert mit besonderer Intensität, in welcher Weise im Mittelalter Literatur als Medium gesellschaftlicher Selbstdefinition verwendet worden ist. Püterich verbindet in seinem in höchst kunstvollen Strophen abgefaßten Ehrenbrief eine Huldigung an die für ihre literarischen Interessen und mäzenatischen Verdienste gerühmte Pfalzgräfin Mechthild, Herzogin von Österreich, mit einer ausführlichen Beschreibung seiner literarischen Interessen und einem Katalog der turnierfähigen Geschlechter. Diese erstaunliche Verbindung scheinbar disparater Themen macht darauf aufmerksam, wie sich aus Patriziat, Hofbeamtentum und Landadel im Spätmittelalter ein Milieu entwickelt, das seine kulturellen Aktivitäten als Ausweis des gesellschaftlichen Ranges vorzeigt und so Hofkultur in Deutschland zum ersten Male in einem umfassenden Sinne ermöglicht. Interesse an Literatur, der Nachweis bibliophilen Eifers und wenn möglich einer eigenen Bibliothek sowie die Teilhabe an dem öffentlichen Zeremoniell des Turniers sollen die Teilhaber dieser Hofkultur über ihre ständische Einordnung hinaus definieren. In der Beschreibung der in den beiden Bibliotheken vorhandenen oder gesuchten Werke läßt sich nicht nur so etwas wie ein erster Katalog einer Fürstenbibliothek und damit auch der Umriß literarischer fürstlicher Interessen erkennen, sondern auch ein kleiner Abriß der Literaturgeschichte des Mittelalters. Der handschriftliche Sammelband ist zudem noch mit zwei ganzfigurigen Dichterporträts als ganzseitige Miniaturen und Hunderten von kolorierten Wappenzeichnungen geschmückt.Die Bayerische Staatsbibliothek ist von den historischen Hintergründen der gegebene Aufbewahrungsort in dem die Forschung, im Kontext der bereits vorhandenen mittelalterlichen Handschriften, neue Impulse erhält.