Beschreibung
Günter Grass hat durch den Roman „Die Blechtrommel“ Weltruhm und 1999 den Nobelpreis erlangt – dabei stand ein Kunststudium am Anfang seiner Schriftstellerkarriere. Die bildende Kunst blieb darum ein elementarer Bestandteil seiner Tätigkeit. Neben plastischen sind es vor allem graphische Arbeiten, die Grass nicht nur als autonome Kunstwerke schuf, sondern in Form von Buchillustrationen oder Umschlaggestaltungen unmittelbar in seine schriftstellerischen Arbeiten einfließen ließ. Zahlreiche Figuren und Charaktere, die das Werk des Autors dominieren, wurden von diesem auch bildhaft umgesetzt, so etwa die Köche, der Butt oder die Rättin. Schon die Arbeitspläne für die großen Romane verbinden gedankliche mit bildhaften Konzepten. Die Einheit von Bild und Text macht nicht zuletzt auch die herausragende Qualität der Manuskripte aus, deren verschiedene Fassungen die Vorgehensweise des Autors eindrucksvoll vor Augen führen. Die erste Niederschrift, grundsätzlich mit dem Füllfederhalter ausgeführt, mit dem auch gezeichnet wird, erfolgt in Blindbänden. Sodann wird, ebenfalls vom Autor selbst, die daraus resultierende Fassung mit der Schreibmaschine abgetippt, um dann erneut mit handschriftlichen Vermerken versehen zu werden. Schließlich folgen weitere maschinenschriftliche oder mit dem Computer hergestellte Fassungen, die zu guter Letzt in die handschriftlich korrigierten Fahnenabzüge münden. Die Kulturstiftung der Hansestadt Lübeck konnte mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ein umfangreiches Konvolut von Aquarellen, Zeichnungen und druckgraphischen Arbeiten des Schriftstellers erwerben, ergänzt um die Manuskriptkomplexe zu Novemberland, Fundsachen für Nichtleser, Mit Wasserfarben sowie Fünf Jahrzehnte. Im Fokus dieses Patrimonia-Bandes steht das Manuskript zur 2002 erschienenen Novelle „Im Krebsgang“, dem das Lübecker Günter Grass-Haus im Jahr 2015 eine Ausstellung widmete. „War eigentlich ein schönes Schiff…“ ist die letzte Ausstellung, die Grass selbst eröffnet hat. Neben einer eingehenden Analyse des Manuskriptes enthält der Band, der zugleich den Katalog zur Ausstellung bildet, u. a. auch ein Interview mit dem Autor, in dem er zu seiner Arbeit Stellung nimmt.