Beschreibung
Felix-Nussbaum-Haus, OsnabrückDie Stadt Osnabrück besitzt in dem von Daniel Libeskind entworfenen Felix-Nussbaum-Haus, in dem 160 Werke des 1904 in Osnabrück geborenen und 1944 in Auschwitz ermordeten Malers Felix Nussbaum ausgestellt werden, ein eindrucksvolles Mahnmal wider das Vergessen. Die bedeutende Sammlung von Gemälden konnte nun um eine wichtige Arbeit aus Familienbesitz ergänzt werden. Nussbaum hat mit der Weinenden Frau ein Bild geschaffen, das seine tiefe seelische Bewegtheit aus ganz persönlicher Betroffenheit heraus bezieht. Zugleich aber hat der Künstler die Kraft besessen, zu sich selbst auf innere Distanz zu gehen, um mit der Kühle eines Arztes einen objektiven Befund festzuhalten, indem im einzelnen, verlorenen Menschenbild der wahre innere Zustand einer Gesellschaft anschaulich wird. Nicht mit Pathos oder lautstarken Gefühlen werden Schmerz und Trauer dargestellt, sondern mit der Stille anteilnehmender Beobachtung und des Mitleidens. Hinter solcher Bildsprache steht ein tief religiöses Bildverständnis, das auch dem banalen Ding eine Aura des Heiligen gibt. Die Weinende Frau ist dafür ein besonders schönes Beispiel: Sie erinnert natürlich an eine weinende Madonna am Kreuz. Sehr modern ist sie aber in eine kalte Düsternis gestellt, nichts wird erzählt, nichts erklärt.