Szenen aus dem Trojanischen Krieg

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Anschrift der geförderten Einrichtung:
Kunstsammlungen Weimar
Burgplatz 4
99423 Weimar

Artikelnummer: PATRIMONIA NR. 253 (2003).
Kategorie:
Jahr: 2003
Gattung: Malerei
Land: Thüringen
Künstler: Tischbein; Johann Heinrich Wilhelm

Beschreibung

Als 1799 plündernde Franzosen das Atelier des Malers Johann Heinrich Wilhelm Tischbein in Neapel stürmten, waren sie vom Bild der schönen Helena so gebannt, daß sie den Künstler sofort in Frieden ließen. Ist diese Begebenheit, von Tischbein selbst erzählt, auch nicht weiter verbürgt, so offenbart sie doch, was viele Maler, Dichter und Gelehrte auf der Schwelle zum 19. Jahrhundert glaubten: daß die Schönheit der antiken Kunst – im Klassizismus wiederentdeckt – einen sittlichen Wert besaß, der die Wirklichkeit veredelte.Ein Prophet jenes neuen Glaubens war neben Tischbein auch sein Freund und Reisegefährte Johann Wolfgang von Goethe, dem Tischbein mit seinem berühmtesten Bildnis Goethe in der Campagna ein Denkmal setzte. Wie sich der Dichter in seiner Italienischen Reise erinnerte, hatte der Malerfreund Hektor hält Paris seine Weichlichkeit vor unter dem Eindruck eines Gemäldes begonnen, das zum Programmbild des französischen Klassizismus schlechthin werden sollte: Jacques Louis Davids monumentaler Schwur der Horatier. Gleichsam im Wettstreit mit David schuf Tischbein als deutsche Antwort ein ähnlich großformatiges Werk, für das er eine Szene aus Homers Iliaswählte: die Mahnung Hektors an seinen Bruder Paris, mit ihm in den Kampf um Troja zu ziehen, und nicht bei der schönen Helena zu verweilen, deren Raub den Krieg verursacht hatte. Effektvoll stellte der Maler die würdevolle Gestalt des kraftstrotzenden Hektor gegen den zarten Jüngling und die leuchtend weiße Helena, und lobte damit das Tugendvorbild, das Beispiel ethisch richtigen Handelns, dessen Vergegenwärtigung als höchste Form des Historienbildes galt.Das über 170 Jahre lang verschollene Gemälde bündelt auf vollkommene Weise Goethes Kunstauffassung und ist dank der Hilfe der Kulturstiftung der Länder, des Ernst von Siemens Kunstfonds, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie des Thüringischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst fortan in den Kunstsammlungen zu Weimar zu sehen, deren klassizistisches Profil entschieden von Goethe und seinen Künstlerfreunden geprägt worden ist. Über zwei Jahrhunderte nachdem Tischbein dem Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha das für diesen begonnene Bild wegen zu geringer Zahlungen verweigerte, ist das Werk damit immerhin in das heutige Thüringen gelangt.

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