Papier braucht Stärke
Das Leopold-Hoesch-Museum, nach dem Dürener Industriellen Leopold Hoesch (1820–1899) benannt, wurde 1905 als Universalmuseum eröffnet. Heute zeugt die imposante neobarocke Fassade des Gebäudes von der langen Sammlungsgeschichte und Kunsttradition der Stadt.
Gemeinsam mit dem 1990 gegründeten benachbarten Papiermuseum Düren bildet das Leopold-Hoesch-Museum in einem dualen Museumskonzept eine global ausgerichtete Plattform für die Kunst der Gegenwart und die Kulturgeschichte des Papiers mit interdisziplinären Ausstellungen. Das Peill-Forum, als Erweiterungsbau zwischen 2006 und 2010 von Professor Peter Kulka verwirklicht, unterstützt seine Bedeutung als Kunstmuseum für die Sammlung der Moderne, Zero und der zeitgenössischen Kunst.
Im „Jahr des Papiers 2015“ werden sowohl 625 Jahre deutsche Papierherstellung als auch das 25. Jubiläum des Papiermuseums Düren gefeiert. Die Signifikanz dieses Termins ist gerade in dieser Gegend so bedeutungsvoll, da die Kunst des Papiermachens bereits seit dem 16. Jahrhundert in der industriellen Entwicklung Dürens eine wichtige Rolle spielt. Das außergewöhnlich weiche und saubere Wasser der Rur führte dazu, dass Düren als internationales Papiermacherzentrum anerkannt wurde.
Durch die glückliche Symbiose zwischen den beiden Museen befinden sich in der ständigen Sammlung auch Papierskulpturen, wie beispielsweise „Großer Papier-Migof-Wald“ von Bernard Schultze aus dem Jahr 1972.
Bernard Schultze (* 31. Mai 1915 in Schneidemühl; † 14. April 2005 in Köln) war 1952 Mitgründer der Künstlergruppe Quadriga, der Kerngruppe des deutschen Informel. Schultze, vom Tachismus und Action Painting beeinflusst, schafft farblich kräftige, gestisch abstrakte Gemälde. Er bezieht bei der Gestaltung der Werke stark surreale Komponenten ein, bevorzugt die Intuition und lehnt dabei die Kontrolle ab. Der Wunsch nach einer Erweiterung des Bildes über den Malgrund hinaus führt Schultze ab den 1960ern zu Skulpturen, die er mit dem Begriff Migof bezeichnet.
Migofs sind phantasievolle Objekte, die in ihrer Erscheinung als Kunstwesen und Naturgeschöpfe lebendig wirken. Im „Papier-Migof-Wald“ ranken sich unter einer Plexiglashaube Pflanzengebilde aus Papier nach oben, die – mit Bleistift akzentuiert und verziert, teilweise ineinander verwoben und sich gegenseitig stützend – ein Dickicht erzeugen. Schultze erschafft mit diesem Wald eine Utopie der Natur, die abstrakt erscheint, aber vor allem experimentell ist. Waldeinsamkeit, Waldesfühlen und Waldeslust – das grüne Naturreich war das zentrale Sujet der Kunst der Romantik: In den Märchen und Sagen der Gebrüder Grimm, den Novellen Tiecks, den Gedichten Novalis’ und Gemälden Caspar David Friedrichs wurde der Wald zum geistigen Erfahrungsraum, zum Ort innerer Einkehr und Stille stilisiert sowie zum ureigenen Symbol deutscher Kulturlandschaft erhoben. Schultze lässt den romantischen Mythos als Sinnbild der Naturschönheit in den undurchsichtigen Verästelungen seines dreidimensionalen Blätterwaldes erneut aufleben.
Heute bedarf Schultzes „Papier-Migof-Wald“ dringlich einer Restaurierung: Harte Knickspuren, verschmutzte Stellen und die Plexiglashaube auf dem Sockel zeigen deutlich, dass sich das Werk in einem schlechten Zustand befindet. Daher kann die Arbeit weder ausgestellt noch als Leihgabe verwendet werden. Das ist besonders betrüblich, weil sie hervorragend in die Ausstellungszyklen im Jahr des Papiers passen würde. Angesichts des zunehmenden Interesses an dem Werkstoff Papier und der musealen Bedeutung ist der derzeitige Zustand des Werks umso bedauerlicher und bedarf dringender Hilfe, um die wir Sie hiermit gerne bitten möchten.
Wir bitten Sie herzlich, liebe Leserin und lieber Leser, um Unterstützung für das Papiermuseum Düren. Spenden Sie für die Restaurierung von Bernard Schultzes Papierskulptur „Papier-Migof-Wald“ und überweisen Sie bitte unter dem Stichwort „Papiermuseum“ auf eines der Konten der Kulturstiftung der Länder. Vielen Dank!
Hier finden Sie alle Informationen zu den Spendenmodalitäten.