Rasant unterwegs

In der Fotocollage „Der rasende Reporter“ von 1926 stellt Umbo (Otto Umbehr, 1902–1980) die Journalistenlegende Egon Erwin Kisch als hybriden Superreporter dar: Zigarette im Mund, Schalltrichter als Ohren, eine Kamera als Auge. Es ist eine Metapher für den modernen multifunktionalen Menschen in den beginnenden 1920er-Jahren.

Umbo entwarf eine ganze Reihe solcher Collagen als Werbebilder für den berühmten Experimentalfilm „Berlin – die Sinfonie der Großstadt“ von Walter Ruttmann, der 1927 in Berlin uraufgeführt wurde. Von diesen Entwürfen hat sich jedoch nur der „Rasende Reporter“ erhalten, er wurde zu dem Werbebild für diesen Film schlechthin und zu einer Ikone der Kunstgeschichte.

Schon kurze Zeit nach dem Entstehen dieser Collage hatte sich Umbo zu einem der Protagonisten der Fotografie des Neuen Sehens entwickelt. Sein Name steht für die Ideen des Bauhauses und für die Medienmetropole Berlin. Die Ausstellung „Umbo. Fotograf“ im Sprengel Museum Hannover (2019) und in der Berlinischen Galerie (2020) feierte den Erwerb des Nachlasses, der diesen beiden Museen 2016 gemeinsam mit dem Bauhaus Dessau gelungen war – dank der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder sowie zahlreicher weiterer Förderer und Sponsoren (siehe auch Arsprototo 3/2016). Mit dem Ankauf des Nachlasses wurde es möglich, Umbos Werk als geschlossenes Konvolut innerhalb der drei Institutionen zu erhalten.

Im Zuge der Aufteilung gelangten 66 Fotografien in die Sammlung der Berlinischen Galerie. Gemessen an den Umständen – Umbos Archiv wurde im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört – ist das ein Glücksfall, denn es handelt sich bei den Fotografien um die letzten Vintage Prints, die bei Sammlerinnen und Sammlern, Freunden und Galerien weltweit zu finden waren. Nun müssen die Fotografien in den Museen auf höchstem Niveau konser­vatorisch und restauratorisch betreut werden. So gibt es zahlreiche Fotografien von Umbo, die durch Umwelteinflüsse schon deutlich verblasst und verfärbt sind. Das kann zwar nicht rückgängig gemacht werden, aber die vorgefundenen Bildtöne und Details können durch eine spezielle Form des Digitalisierens aufgezeichnet und künftigen Generationen überliefert werden.

Einige Fotografien aus der Serie „Die Himmelskamera“ (1935–37) waren im Archiv des Verlages Volk und Welt auf einen konservatorisch schädlichen Karton aus den 1930er-Jahren aufgelegt worden, der 2019 entfernt werden konnte. Damit wurden die Fotografien nicht nur für die Zukunft konserviert, sondern es kamen auf den Rückseiten auch die Stempel und genauen Titel zum Vorschein, die von Umbo selbst stammten. Originale Titel wie „Gespräch zu Zweien“ und „Im Zentrum der Berliner Nacht“ sind für die wissenschaftliche Erschließung äußerst wichtig. In der großen Ausstellung konnten bei weitem nicht alle Bilder gezeigt werden. Das trifft auch auf unser Exemplar von „Der rasende Reporter“ zu, das sich in äußerst fragilem Zustand befindet. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, denn die Fotoschicht mit ihren Bildinformationen löst sich bereits in kleinen Partien vom Trägerpapier. Um alle originalen Bildbereiche zu erhalten, müssen abgelöste Gelatinepartikel wieder mit dem Untergrund verbunden, Schichtbrüche, Knicke und Risse stabilisiert werden.

Außerdem sollen kleine fehlende Bereiche ergänzt und als Intarsien eingepasst werden, der Glanz müsste dabei der Oberfläche der Fotografie genau ange­glichen werden. Erst nach der Restaurierung könnte der „Rasende Reporter“ mit Ihrer Hilfe dann auch in der ständigen Sammlung der Berlinischen Galerie gezeigt werden und bliebe künftigen Generationen erhalten. Aber auch andere bisher nicht ausgestellte 1920er-Jahre-Fotografien von Umbo warten auf Entdeckung und konservatorische Fürsorge.

Wir wären Ihnen, liebe Arsprototo-Leserinnen und -Leser, sehr dankbar, wenn Sie uns dabei unterstützen würden!

Wir bitten Sie, liebe Leserin und lieber Leser, um Unterstützung für das Kunstforum Ostdeutsche Galerie. Spenden Sie für die Gemäldes und überweisen Sie unter dem Stichwort „Umbo“ auf das Konto des Museums. Hier finden Sie alle Informationen zu den Spendenmodalitäten.
Verwendungszweck: „Spende Umbo“
Stiftung Berlinische Galerie
IBAN: DE71 1005 0000 1130 0190 94
BIC: BELADEXXX