Das Museum der Alltagskultur – Schloss Waldenbuch möchte seine Sammlungen um Perspektiven einer (post-)migrantischen Gesellschaft erweitern. Im Rahmen des durch die Kulturstiftung der Länder initiierten und geförderten Projekts „Neues Sammeln“ hat das Museum jetzt eine offene Sammlungswerkstatt zum Thema Familie und Migration eröffnet.
Mehr Objekte von Menschen mit Migrationsgeschichte sammeln
Eine Haarschneidemaschine, ein gerahmtes Wandbild und ein Poesiealbum: was verbindet diese drei im Museum der Alltagskultur gezeigten Gegenstände miteinander? Es handelt sich um Objekte, die zur Sammlung des Museums gehören – und von Familien und ihren Migrationsgeschichten erzählen. Im Museum der Alltagskultur gibt es bisher nur wenige solcher Objekte – eine echte Lücke angesichts des gesellschaftlichen Wandels der letzten Jahrzehnte. Dank einer Förderung der Kulturstiftung der Länder zur interkulturellen Diversifizierung von Museumssammlungen in Deutschland konnte jetzt ein Projekt starten, das auf jene Leerstellen in der Sammlung aufmerksam machen möchte: eine Sammlungwerkstatt, die als Ausstellungsraum zugänglich ist und allen Interessierten Einblicke in den laufenden Prozess ermöglicht. Das Besondere an dem Projekt: Das Sammeln – eine zentrale museale Tätigkeit – wird hier öffentlich thematisiert. Die Museumsbesucher*innen sind eingeladen, sich an Objektvorschlägen für die Museumssammlung zu beteiligen und zu erzählen, welche Migrationsgeschichten ihre eigenen Familien bewegen.
Zusammenarbeit mit Community Kurator*innen
Im Hintergrund beschäftigen sich die vier Community Kurator*innen Frederick Carter, Helena Cing Deih Sian, Kristína Janačková und Maria Kechaja mit den gesellschaftshistorischen Kontexten der ausgestellten Objekte. Sie haben sich für die Projektmitarbeit beworben und wurden im April 2023 von einer Fachjury ausgewählt. Ausstellungskuratorin Raffaela Sulzner, vom Museum der Alltagskultur freut sich auf den Austausch und die Zusammenarbeit in mehreren gemeinsamen Workshops. Dort möchte das Kurator*innenteam darüber nachdenken, welche vergleichbaren Objekte aus anderen Migrationskontexten die Sammlung ergänzen könnten und was diese Gegenstände über die sich wandelnden Migrationsgeschichten innerhalb von Familien erzählen.
Die Sammlungswerkstatt macht nicht nur die Ergebnisse dieser Arbeit sichtbar, sie bietet den Besucher*innen auch die Möglichkeit, zu erfahren, was die Community Kurator*innen zu ihrer Mitarbeit bewegt hat. Zudem bildet das interkulturelle Sammlungsprojekt eine Art Ouvertüre zur kommenden Sonderausstellung des Museums der Alltagskultur, die ab Mai 2024 die Diversität der Familie vielstimmig darstellen wird.
Die neue Sammlungswerkstatt ist seit dem 18. Juni 2023 zu den Öffnungszeiten des Museums der Alltagskultur im Schloss Waldenbuch zugänglich.