Die Ostseeinsel Hiddensee liegt nicht nur abgeschieden vom hektischen Treiben jeder Großstadt, sie besticht außerdem durch landschaftliche Weite, atmosphärische Ansichten sowie durch die Nähe zum Meer. Der Dichter Gerhart Hauptmann (1862–1946) wusste diese Vorzüge zu schätzen: Er erwarb ein Sommerhaus auf der Insel und verbrachte hier die Sommer von 1930 bis 1943.

Nahezu so, wie der Dramatiker seine Arbeits- und Lebensstätte verlassen hatte, erlaubt das Gerhart-Hauptmann-Haus in Kloster intime Einblicke in Hauptmanns Kunstgeschmack; denn zum Bestand zählt eine aus ca. 70 Blatt bestehende Grafiksammlung. Der Dichter, der ursprünglich Bildhauer hatte werden wollen, regte besonders mit den frühen Arbeiten bekannte Künstler der Klassischen Moderne, wie Käthe Kollwitz und Heinrich Vogeler-Worpswede, zu bedeutenden Zyklen an.

Emil Orlik, Kohlezeichnung von Gerhart Hauptmann, Restaurierungsförderung des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder für das Gerhart-Hauptmann-Haus © Gerhart-Hauptmann-Stiftung

Plakat der Souveränen-Kunstfischer-Republik, Hiddensee 1924 © Gerhart-Hauptmann-Stiftung, Hiddensee

Urkunde Regierungsabtritt Max von Schillings mit den Unterschriften von u.a. Gerhart Hauptmann und Thomas Mann, Hiddensee 1924 © Gerhart-Hauptmann-Stiftung

Hauptmann sammelte vor allem Arbeiten der Klassischen Moderne: Emil Orlik, Johannes Avenarius, Ivo Hauptmann, Eggert Gustavs, Heinrich Vogeler-Worpswede, Käthe Kollwitz, Ludwig von Hoffman u.a. sind in seiner Kollektion vertreten. Die Blätter zeigen entweder das Porträt des Dichters, wie die Arbeiten von Spiro und Orlik, oder setzen sich künstlerisch mit seinem Werk auseinander – als Illustrationen und Grafikzyklen. Neben dem eigenständigen künstlerischen Wert zeichnet die Sammlung ein lebhaftes Bild von Hauptmanns intensiver Nähe sowie von der Wechselwirkung seiner Literatur mit der Bildenden Kunst.

Durch die Unterstützung des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder konnten die einzigartigen Grafiken gesichtet und Schäden erkannt werden. Alle Blätter wurden auf Pappen aus säurefreiem Museumskarton aufgelegt, anschließend mit Seidenpapier abgedeckt. Lagerten die Grafiken bislang in Hauptmanns originalen Einbauschränken im Arbeitszimmer, konnte das Gerhart-Hauptmann-Haus durch die Förderung nun einen Grafikschrank erwerben, der die Arbeiten adäquat schützt.

Die bemerkenswerte Grafiksammlung im Gerhart-Hauptmann-Haus beleuchtet die künstlerischen Vorlieben des Dichters sowie dessen Quellen für Inspiration und Erquickung. Für Hauptmann war jeder Aufenthalt auf der Insel stets eine produktive Zeit.