Dialog der Avantgarden

„Die Moderne Galerie des Saarlandmuseums stellt nicht nur deutsche und französische Kunst der klassischen Moderne einander gegenüber. Es geht auch um die wechselseitigen grenzüberschreitenden Einflüsse, die in diesem Werk beispielhaft verbildlicht sind: Es zeigt, wie Baumeister seine Bildsprache im Austausch mit der internationalen Avantgarde entwickelt hat. Ein solches Frühwerk Baumeisters tritt in einen aufschlussreichen Dialog mit den vorhandenen Beständen.“ so Prof. Dr. Frank Druffner, stellvertretender Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.

Willi Baumeister, Skizze zu Figurenbild (Der Maler), 1923, 65,0 × 46,5 cm; Saarlandmuseum; © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Willi Baumeister, Skizze zu Figurenbild (Der Maler), 1923, 65,0 × 46,5 cm; Saarlandmuseum; © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Schon 1958 legt der Gründungsdirektor Rudolf Bornschein mit dem Ankauf des Gemäldes „Peruanische Mauer“ von Willi Baumeister den Grundstein für den Sammlungsschwerpunkt des Saarlandmuseums. Die „Skizze zu Figurenbild (Der Maler)“ von 1923 ist nun das zweite Gemälde einer Sammlung von insgesamt 40 Werken – darunter Zeichnungen und Druckgrafiken – des international bedeutenden Künstlers der Moderne.

„Skizze zu Figurenbild (Der Maler)“ entstammt Baumeisters Frühwerk und bildet seine anthropozentrisch-konstruktivistische Phase ab, die bisher noch nicht Teil der Sammlung des Saarlandmuseums ist: Das Werk ist Teil seiner „Mauerbilder“, ein Zyklus, der zwischen 1919 und 1923 entstand. Ausgehend von grundlegenden architektonischen Bestandteilen, wie der Mauer, entstehen anthropomorphe, reliefartige Kompositionen, die wie Grundrisse oder Blaupausen für Maschinen anmuten. Die Einflüsse in Baumeisters Werk sind vielseitig, so vereint er verschiedene Strömungen aus Architektur, angewandter Kunst, Wanddekoration und Materialästhetik.

Während seines Studiums in Stuttgart lernt Willi Baumeister den Künstler Oskar Schlemmer kennen und baut intensive Verbindungen zu Pariser Künstlern wie Le Corbusier und Fernand Léger auf. Baumeister war Teil und Mitbegründer verschiedener einflussreicher Künstlergruppen wie “Cercle et Carré“, welche beispielsweise Ideen des Bauhaus in ganz Europa verbreiten konnte, oder später „ZEN49“. Eingebettet in die Sammlung des Museums korrespondiert Baumeisters Gemälde mit Werken Oskar Schlemmers und der zeitgenössischen französischen Avantgarde. So wird es nicht nur Ausdruck einer Freundschaft zweier Künstler, sondern ebenso des Dialogs zwischen Künstlergruppen in Frankreich und Deutschland sowie der Avantgarden der Vor- und Nachkriegszeit.

Die Provenienz des Werkes ist lückenlos. Es befand sich seit seinem Verkauf durch den Künstler im Jahr 1948 durchgängig in Privatbesitz. Künftig wird es in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums Seite an Seite mit Oskar Schlemmers Hauptwerk „Blaue Frauengruppe“ gezeigt.

Weitere Förderer dieser Erwerbung: Ernst von Siemens-Kunststiftung, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Finanzgruppe Sparkassenverband Saar, Staatskanzlei des Saarlandes.