Zu Gast in Mecklenburg-Vorpommern
Die diesjährige Mitgliederversammlung war eingebettet in ein kulturelles Programm, das die interessierten Reisenden sowohl zu Schwerins berühmten Sehenswürdigkeiten führte als auch Ziele jenseits der touristischen Hauptrouten ansteuerte.
Seinen Auftakt nahm das Freundeskreiswochenende am Freitag, den 27. Oktober, mit einem Ausflug zur einzigartigen Barockanlage von Schloss Bothmer in der mecklenburgischen Kleinstadt Klütz. Verborgen hinter satt grünen Wiesen, angekündigt von Spalier stehenden Bäumen, erhebt sich das prächtige Schloss beinahe unerwartet aus der mecklenburgischen Landschaft. Das von Graf Hans Caspar von Bothmer beauftragte und 1726 bis 1732 durch den Architekten Johann Friedrich Künnecke erbaute Ensemble aus mehrflügeligem Schloss mit angrenzendem Garten greift englische Bauformen auf. So brachte der Graf, der zu dieser Zeit in Diensten des englischen Königs in London lebte, mit dem Bau ein Stück England in die sanft hügelige Landschaft Mecklenburgs.
Staatssekretär Peter Bäumer begrüßte die Reisenden in dieser einmaligen Kulisse, indem er mit informativen Worten auf die kulturellen Besonderheiten des Bundeslandes einstimmte.
Anschließend rundete der Besuch der Theatervorstellung „Vor dem Fest“ nach dem Roman von Saša Stanišić im Mecklenburgischen Staatstheater den Freitagabend in stimmungsvollem Ambiente ab.
Am Samstag konnte der Freundeskreisvorsitzende, Herr Fahrenschon, etwa 70 Freundeskreismitglieder zur 18. Mitgliederversammlung im Goldenen Saal im Neustädtischen Palais begrüßen. 1779 errichtet, diente das Palais als herzoglicher Wohnsitz. Heute wird der Bau vom Justizministerium genutzt. Der Goldene Saal – einst Festsaal für die Adelsgesellschaften Mecklenburgs – fungiert seit seiner Rekonstruktion als öffentlicher Veranstaltungsraum.
In dieser festlichen Kulisse diskutierten die Freundeskreismitglieder zu verschiedenen Themen und wurden über die Projekte der Stiftung und des Freundeskreises informiert. Im Anschluss an die Mitgliederversammlung lud Manuela Schwesig, die Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, zu einem feierlichen Mittagessen in das Café des Schweriner Schlosses ein.
Derart gestärkt nahmen die Freundeskreismitglieder am Samstagnachmittag an einer kunsthistorischen Führung durch das Schlossmuseum sowie die Galerie Alte & Neue Meister Schwerin teil. In diesen kostbaren Sammlungen erlebten sie das weite künstlerische Feld zwischen holländischer und flämischer Malerei aus dem „Goldenen Zeitalter“ bis hin zu Werken zeitgenössischer Kunst u. a. von Günther Uecker. Auch das erst kürzlich durch Unterstützung der Kulturstiftung der Länder erworbene goldene Kaffee- und Teeservice aus der Mitgift der russischen Großfürstin Helena Pawlowna sowie zwei spätgotische Bildtafeln, die durch die Spenden des Freundeskreises restauriert werden sollen, wurden in der Galerie Alte & Neue Meister vorgestellt.
Anschließend erwartete die Freundeskreismitglieder ein besonderer Höhepunkt: Bei einer exklusiven Präsentation in der Staatskanzlei wurde der einmalige Mecklenburgische Planschatz aus nächster Nähe vorgestellt. 2011 im Rahmen von Recherchen zu Schloss Ludwigslust zufällig in der Landesbibliothek entdeckt, bildet das Konvolut aus rund 600 Architekturzeichnungen und Kupferstichen einen hervorragenden Fundus herzoglicher Bauvorhaben. Die Blätter umfassen nicht nur überregionale Projekte in Hannover, Sachsen, Preußen und weltweiten Kunstzentren wie Rom, Paris und St. Petersburg, sondern halten hauptsächlich die lokalen architektonischen Vorstellungen der Herzöge von Mecklenburg-Schwerin im 18. Jahrhundert fest. Die Kulturstiftung der Länder fördert die Restaurierung der Werke, die 2018 erstmalig in einer Ausstellung präsentiert werden sollen.
In fröhlicher Stimmung endete die diesjährige Mitgliederversammlung am Sonntag mit einem Ausflug ins Schloss Ludwigslust. Bei einer Führung durch die Ausstellung besichtigten die Reisenden neben Architekturmodellen aus Kork u. a. die großformatigen Tierporträts von Jean-Baptiste Oudry sowie die von Jean-Antoine Houdon fein ausgeführten Büsten. Die wohl außergewöhnlichsten Exponate der Sammlung – die von Georg David Matthieu als transportable hölzerne Porträttafeln gemalten herzoglichen Familienmitglieder – boten Anlass zum Schmunzeln. Neben den öffentlich zugänglichen Ausstellungsräumen durften die Freundeskreismitglieder einen Blick in den im Umbau befindlichen Westflügel werfen. Zukünftig soll auch dieser wieder für die Schlossbesucher öffnen. Als Abschluss des vielseitigen Besuchs von Ludwigslust war den Reisenden anschließend der Aufstieg auf das Schlossdach möglich, von wo aus die Freundeskreismitglieder das eindrucksvolle Panorama des weitläufigen Schlossensembles im herbstlichen Landschaftspark bewundern konnten.
Ein besonderer Dank gilt dem Land Mecklenburg-Vorpommern sowie den beteiligten Institutionen für die großzügige Einladung.