Renaissance-Gemälde für Würzburg
„Das Porträt von Bartolomeo Passerotti ergänzt nicht nur die Sammlung italienischer Gemälde aus Renaissance und Barock im Martin von Wagner Museum. Mit dem Werk kann erstmals die Identität des Architekten Sebastiano Serlio auf einem anderen Gemälde dort – dem Doppelportät zweier Künstlerfreunde im Spiegel – bestätigt werden. Das Doppelporträt war einst im Besitz Balthasar Neumanns, der auch die Würzburger Residenz schuf, in deren Südflügel sich heute das Martin von Wagner Museum befindet. Mit dem Erwerb des Einzelporträts schlägt das Museum eine Brücke zur Wirkung Serlios auf Neumann und zu dessen Bedeutung für die Gestaltung der Region“, so Prof. Dr. Frank Druffner, stellvertretender Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.
Der Maler Bartolomeo Passerotti gilt als einer der herausragenden Porträtisten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bereits zwanzig Jahre vor Entstehung des Porträts war der Architekt Serlio verstorben. Als Vorlage für das Porträt diente Passerotti das Doppelportät zweier Künstlerfreunde im Spiegel von Bernardino Licinio. Das Doppelporträt befindet sich seit 1836 im Besitz des Würzburger Universitätsmuseums. Auf beiden Porträts ähneln sich die Gesichtsmerkmale und Kleidung Serlios. Somit bestätigt das Passerotti-Gemälde erstmals die Identität des auf dem Doppelporträt dargestellten Architekten und seine Datierung um 1530. Dass es sich bei dem auf Passerottis Gemälde dargestellten Architekten um Serlio handelt, geht aus einer ovalen Kartusche mit der Aufschrift seines Namens hervor.
Serlio spielt eine wesentliche Rolle für die Erneuerung baukünstlerischer Typologien und Formen im Europa der Neuzeit. Bedeutend ist vor allem sein illustriertes Traktat zur Baukunst. Der Architekt Balthasar Neumann (1687-1753) besaß mehrere Exemplare von Serlios Architekturtraktat, die Serlio-Tradition wirkte nachweislich auf ihn ein. Er ist ebenfalls der Vorbesitzer des Doppelportäts zweier Künstlerfreunde im Spiegel. Neumann gilt als Architekt von Weltrang und prägte die Region baulich. Unter anderem schuf er die Würzburger Residenz, in deren Südflügel sich das Martin von Wagner Museum befindet. Es ist anzunehmen, dass Neumann das identifikatorische Potential des Architektenporträts erkannt habe. Die Gegenüberstellung der Porträts schafft eine Brücke zum regionalen Wirken von Neumann und der architektonischen Bedeutung von Serlios Tradition.
Das Martin von Wagner Museum in Würzburg ist die Kunstsammlung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und eines der bedeutendsten Universitätsmuseen Europas. Mit dem Erwerb des Gemäldes können im Museum die Typologien des Architektenporträts der Renaissance vertiefend untersucht werden. Die vergleichende Betrachtung der beiden Porträts ermöglicht neue Erkenntnisse zu diesen Typologien und stellt die jahrhundertelange Rezeption des Architekten Serlio auf eine neue visuelle Grundlage.
Weitere Förderer dieser Erwerbung: Ernst von Siemens Kunststiftung, Unterfränkische Kulturstiftung, Freunde der Würzburger Residenz, Fürstbischöfliches Musik-Kollegium zu Würzburg, Rotary-Club Würzburg-Residenz, Julius-Maximilians-Universität Würzburg