Die Landesmuseen Schleswig-Holstein widmen sich mit der Ausstellung „Wikingerdämmerung. Zeitenwende im Norden“ der späten Wikingerzeit im 11. Jahrhundert. Auf der Museumsinsel Schloss Gottorf in Schleswig sind viele bisher nicht gezeigte Exponate aus dem Gebiet von Haithabu und Schleswig zu sehen. Die Kulturstiftung der Länder fördert die Ausstellung mit 66.000 Euro.
Haithabu, die wikingerzeitliche Vorgängersiedlung der heutigen Stadt Schleswig, ist seit 2018 UNESCO-Welterbestätte. Die Ausstellung untersucht die politischen, wirtschaftlichen und religiösen Entwicklungen an diesem bedeutenden historischen Ort am Übergang von der Wikingerzeit zum christlichen Mittelalter und zeichnet das Ende der skandinavischen Seefahrerkultur anhand von historischen Objekten wie Waffen, Schmuck, Schriftgut, Textilien und Alltagsgegenständen anschaulich nach.
Das Ende der Wikingerzeit wird traditionell mit dem Jahr 1066 verbunden, da mit der Niederlage und dem Tod des norwegischen Königs Harald Hardråde (1047–1066) in der Schlacht von Stamford Bridge in Yorkshire einer der letzten Versuche eines skandinavischen Herrschers, England zu erobern, scheiterte. Nur drei Wochen später gelang dies den Normannen in der Schlacht von Hastings. Damit war die Zeit der Wikingerzüge vorbei, und in Skandinavien formierten sich die mittelalterlichen Königreiche.
Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist die Reproduktion des Teppichs von Bayeux. Die Kopie des fast 70 Meter langen Leinenteppichs aus dem späten 11. Jahrhundert zeigt die Schlacht von Hastings und ihre Vorgeschichte. Der originale, detailreich mit Wolle bestickte Teppich befindet sich als Weltdokumentenerbe in Bayeux (Frankreich). Der Normannen-Herzog Wilhelm der Eroberer besiegte den englischen König Harold II. und bestieg kurz darauf den Thron. Die Schlacht markierte den militärischen Durchbruch bei der Eroberung Englands; im selben Jahr wurde Haithabu durch einen Angriff der Westslawen endgültig zerstört. Außerdem zu sehen sind der gesamte Schatzfund von Morsum auf Sylt von 2017, ein bedeutender archäologischer Fund aus dem frühen 10. Jahrhundert, und der erst 2023 entdeckte Schatzfund von Busdorf in der Nähe von Haithabu, einer der bedeutendsten mittelalterlichen Funde der letzten Jahrzehnte in Norddeutschland. Für die großangelegte Schau wurden auch zahlreiche herausragende Exponate aus Skandinavien, England und Frankreich ausgeliehen.
Die Ausstellung stützt sich auf die Erkenntnisse aus drei Forschungsprojekten: In Zusammenarbeit mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat das Museum den Übergang von Haithabu nach Schleswig untersucht. Am Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie, das zuvor am Museum in Gottorf angesiedelt war und heute Bestandteil des Leibniz Zentrum für Archäologie in Mainz (LEIZA) ist, erforscht ein Projekt die skandinavischen Königssitze, die sogenannten Huseby-Orte. Ein Projekt der Universität Göttingen befasste sich schließlich mit dem Thema „Mythos Wikinger – Konzeption und Rückwirkung auf die museale Ausstellungspraxis“. Basierend darauf hinterfragt die Ausstellung kritisch den Mythos rund um die Wikinger und beleuchtet die heutige Rezeption bzw. politische Vereinnahmung des Wikingerbegriffs.
Weitere Förderer: Leibniz-Zentrum für Archäologie, Förderverein Archäologie Schloss Gottorf e. V., Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein, Sparkassen Schleswig-Holsteins, Provinzial Versicherung
Wikingerdämmerung. Zeitenwende im Norden
16. April – 2. November 2025
Museumsinsel Schloss Gottorf
Schloßinsel 1, 24837 Schleswig
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 11–16 Uhr, Samstag – Sonntag 11–17 Uhr