Von „The Wall“ bis zum Time Magazine
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Als einziges Museum in Deutschland und im kontinentalen Europa verfügt das Wilhelm Busch Museum – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst über einen systematisch aufgebauten internationalen Bestand zur Geschichte der satirischen Zeichenkunst bis zur Gegenwart. Vor dem Hintergrund der historischen Verbindungen Hannovers mit Großbritannien leistet der Ankauf des Werkkomplexes von Gerald Scarfe einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung und Erweiterung des Sammlungsschwerpunktes zur Tradition der englischen satirischen Zeichenkunst und seiner regionalen, identitätsstiftenden Bedeutung.“
50.000 Blätter in der Sammlung des Museums spiegeln die europäische Geschichte und Entwicklung der Karikatur wider. Einige US-amerikanische Künstler ergänzen sie. Bereits 2010 und 2018 wurden Arbeiten Scarfes in einer Ausstellung im Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst gezeigt. Doch besaß es bislang keine seiner Zeichnungen. Zwei Jahre lang führte die Museumsdirektorin intensive Gespräche mit dem Zeichner. Gemeinsam wählten sie 105 Arbeiten aus, die das Museum nun erwirbt. Scarfe verkaufte die Arbeiten deutlich unter ihrem Marktwert, was seine große Wertschätzung gegenüber dem Museum ausdrückt.
Gerald Scarfes Fokus liegt auf der internationalen Politik seit den 1960er-Jahren. Er portraitiert insbesondere die agierenden Personen wie die amerikanischen Präsidenten Richard Nixon und Donald Trump oder die britischen Premierministerinnen Margaret Thatcher und Theresa May. George W. Bush verwandelte Scarfe in seinen Karikaturen in einen Affen und überzeichnete Barack Obama zum Comic-Helden Superman. Kennzeichnend für Scarfe ist die ausdrucksstarke Charakterisierung der Politikerinnen und Politiker. Auch die deutsche Politik hielt er in seinen Zeichnungen fest: Helmut Kohl, Angela Merkel und aktuelle Wahlergebnisse.
Geboren 1936 in London, besuchte Scarfe für kurze Zeit das Royal College of Art in London. Anschließend arbeitete er als freiberuflicher Karikaturist, zunächst an Witzzeichnungen, die in Zeitschriften wie „Punch“ und „Evening Standard“ erschienen. Für Reportagen reiste er auch in Kriegsgebiete. Fünfzig Jahre lang arbeitete Scarfe für die „Sunday Times“, zwanzig Jahre für den „New Yorker“. Darüber hinaus entwarf er Bühnenbilder und Kostüme für Opern, Musicals und Theaterstücke. Für die Band Pink Floyd zeichnete er nicht nur ein Plattencover sondern arbeitete als Designer und Director of Animation für den Film „The Wall“. Für den Walt Disney Animationsfilm „Herkules“ engagierte man ihn als Production Designer. Scarfes Arbeiten wurden mit vielen Preisen und in zahlreichen internationalen Ausstellungen gewürdigt. 2008 wurde er zum »Commander of the Order of the British Empire« (CBE) ernannt.
Weitere Förderer dieser Erwerbung: Stiftung Niedersachsen, NORD/LB Kulturstiftung, Niedersächsische Sparkassenstiftung und Sparkasse Hannover
Bild: Gerald Scarfe, Which Way Brexit? (2016), Nobody in Britain, including the Prime Minister, knows what will happen when the UK withdraws from the EU. Tusche/Feder, Aquarell, Deckweiß; 59,5 x 84 cm. © Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst