Überraschende Erscheinung
Sehen Sie die Ankaufsgeschichte des Münzkabinetts im Video:
„Diese Erwerbung ermöglicht es nicht nur der Öffentlichkeit und auch der Forschung, sich ein Bild zu machen vom Interieur am Brandenburgischen Hof“, so Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Der Münzschrank ist auch ein Zeugnis für die Auseinandersetzung mit ostasiatischen Formen und deren Aneignung zu Zeiten König Friedrichs des I.“
Hergestellt wurde das Möbel vermutlich zwischen 1701 und 1703 in der Hofwerkstatt Gérard Daglys für die Münz- und Medaillensammlung im Berliner Schloss. Die Bildsprache und die Technik der Lackarbeiten sowie des Porzellans aus Ostasien haben die barocken Möbeldesigns des belgischen Gestalters nachhaltig geprägt. Seit 1687 stattete Dagly als Leiter der Berliner Hofwerkstatt die Interieurs der preußischen Residenzen mit seinen Nachschöpfungen ostasiatischer Lackkunst aus.
So auch das Münz- und Antikenkabinett Kurfürst Friedrichs des III. (der nach seiner Krönung im Jahr 1701 den Namen Friedrich der I. annahm). Ein Kupferstich des Künstlers Samuel Blesendorf von 1696 gibt Aufschluss über die Ausstattung dieses repräsentativen Raumes – vermutlich dargestellt in einer idealisierten, so nie umgesetzten Form. Darauf zu erkennen sind die vier Münzschränke Gérard Daglys, von denen einer im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin aufbewahrt wird, während die übrigen drei verschollen sind.
Umso größer war die Sensation, als im Juni 2017 ein weiterer Dagly-Münzschrank im Katalog des Londoner Auktionshauses Sotheby’s auftauchte. Das mit den Initialen des Königs bekrönte Kabinett, dessen Erwerb die Kulturstiftung der Länder anteilig gefördert hat, ist mit dem in einem zeitgenössischen Reisebericht erwähnten „fünften Kabinett“ zu identifizieren. Es fand vor 1703 in der neuen, im Lustgartenflügel des Berliner Schlosses eingerichteten Münz- und Medaillenkammer Aufstellung. Wie die Vorgänger-Möbel weist es eine wegweisende Verschmelzung von ostasiatisch geprägtem Design und europäischer Funktionalität auf.
Weiterer Förderer dieser Erwerbung: BASF