Die 76 Grafiken im Stadtarchiv zeigen Motive aus dem Themenkomplex Kriegsgefangenschaft. Der Großteil davon stammt aus der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und des Ersten Weltkrieges, einige Motive entstanden während des Zweiten Weltkrieges. Die Kulturstiftung der Länder fördert das Restaurierungsprojekt mit 5.900 Euro.
Die kürzlich restaurierten Grafiken stellen Alltagsszenen aus dem Leben Kriegsgefangener dar. 1870 befand sich in Ingolstadt ein zentrales Kriegsgefangenenlager, im Ersten Weltkrieg sogar das bedeutendste Offizierslager im Deutschen Reich. Dort war u. a. der französische Maler Louis Ferdinand Antoni (1872–1940) interniert.
Die Grafiken sind in unterschiedlichen Techniken angefertigt, u. a. finden sich darunter Kohle-, Kreide- und Bleistiftzeichnungen, ebenso wie Aquarelle, Holzstiche und Druckgrafiken. Teilweise sind die Blätter auch rückseitig mit Skizzen versehen. Ein Teil der Arbeiten stammt von den Kriegsgefangenen selbst, viele wurden auch von überregional bekannten Malern angefertigt, die aus dem ganzen Land nach Ingolstadt kamen, um die Gefangenen zu porträtieren. Auch Ingolstädter Maler, insbesondere Gustav Schröpfler (1830–1901), fertigten Bilder an.
Bislang sind die Werke, die durch Ankauf oder Schenkung ins Stadtarchiv gelangten, wenig erschlossen, ihre genaue Herkunft konnte in vielen Fällen noch nicht zugeordnet werden. Die Restaurierung stellt den ersten Schritt zur wissenschaftlichen Erfassung der Grafiken dar. Behoben wurden u. a. Schädigungen durch Alterung und fachungemäße Lagerung. Im Anschluss sollen die Arbeiten digitalisiert werden und 2026 in einer Online-Ausstellung in Kooperation mit dem Bayerischen Armeemuseum der Öffentlichkeit präsentiert werden.