SLUB Dresden erwirbt Korrespondenzen von Clara Schumann und Johannes Brahms mit Ernst Rudorff
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Die Botschaft, dass diese mehr als 400 Schriftstücke, die zuvor in Privatbesitz waren, nun erstmals der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich sind – jetzt bereits online verfügbar auf der Webseite der SLUB Dresden –, dürfte zahlreiche Musikwissenschaftlerinnen und Musikwissenschaftler aus der ganzen Welt dorthin locken. Die wertvollen Korrespondenzen sind nicht nur Zeugnisse von Clara Schumanns ausgedehnter Konzerttätigkeit quer durch den Kontinent. Sie sind auch Dokumente einer Musikepoche und bieten Einblicke in die Musikwelt Europas zwischen 1858 und 1896“.
Die Korrespondenzen zwischen Clara Schumann und Ernst Rudorff umfassen 215 handschriftliche Briefe der Pianistin und 170 Briefe ihres einstigen Schülers. Der Briefwechsel zwischen Brahms und Rudorff besteht aus 16 Briefen von Brahms und zwölf Gegenbriefen von Rudorff sowie ein Blatt mit Noten, beschrieben von beiden. Beide Briefwechsel wurden in das niedersächsische Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes aufgenommen.
Rund sechs Jahre (1844-1850) wohnte Clara Schumann gemeinsam mit ihrem Mann in Dresden. Die angekauften Korrespondenzen Schumanns mit Rudorff beginnen 1858 und enden mit bis dahin hoher Regelmäßigkeit im Jahr ihres Todes, 1896. Der letzte Brief ist auf den 17. Januar 1896 datiert. Rudorff hatte als Pianist, Komponist und Dirigent in Berlin gewirkt. Er war Schüler bei Schumanns Halbbruder Woldemar Bargiel und wurde 1858 von ihr selbst unterrichtet, zwischen Schumann und ihrem Schüler entwickelte sich eine enge Freundschaft. Die Briefe gewähren einen Einblick in das Leben der europaweit gefeierten Pianistin: Sie berichtet von den Besuchen ihres Weggenossen Johannes Brahms 1861 und 1863, dem Frankfurter Brahmsfest im Oktober 1895 und ihrem Blick auf dessen Oeuvre.
Nach dem Tod ihres Mannes hatte Clara Schumann eine zentrale Rolle in der Robert-Schumann-Nachfolge übernommen. In den Briefen an Rudorff sucht sie Rat zu der von ihr herausgegebenen Robert-Schumann-Gesamtausgabe. Die Gesamtausgabe prägte die Rezeption der Werke Robert Schumanns entscheidend. Besonders für die Schumann-Forschung sind diese Briefe von hohem Interesse. Über die Briefe Rudorffs ist bislang noch wenig bekannt. Der Berliner Dirigent galt als äußerst gut vernetzt, so sind zahlreiche neue Erkenntnisse über das Musikleben der damaligen Zeit zu erwarten.
Der Komponist Johannes Brahms verkehrte ebenfalls als zentrale Figur im Schumann-Kreis. Nach dem Tod Robert Schumanns wohnte Brahms ab 1855 zeitweise im selben Haus wie Clara Schumann, beide verband eine enge Freundschaft. Mit Rudorff kommunizierte Brahms zwischen 1865 und 1887 über verschiedene editorische Probleme in den Ausgaben der Werke unter anderem von Robert Schumann und Wolfgang Amadeus Mozart. Sie tauschten sich ebenso zu Brahms‘ Oeuvre aus – insbesondere über die Entstehung seines Sextetts G-Dur, Interpretationsfragen und seine Programmgestaltung. Die SLUB Dresden erwirbt auch ein Notenblatt – eine Seite beschrieben von Brahms, die andere von Rudorff. Mit dem Notenblatt tauschten sie sich aus über das Konzert für Flöte KV 314 von Wolfgang Amadeus Mozart, im Rahmen der Erarbeitung der Gesamtausgabe der Werke Mozarts. Rudorff informierte Brahms im Gegenzug über sein Netzwerk und zahlreiche Konzerterlebnisse.
Weiterführende Informationen, Bild- und Audiomaterial
Digitalisate der Korrespondenzen Schumann – Rudorff mit Volltext
Digitalisate der Korrespondenzen Rudorff – Brahms mit Volltext
Bildmaterial zur freien Verwendung
Audioproduktion: Die Schauspieler Lars und Lilli Jung lesen Briefausschnitte
Weitere Förderer dieser Erwerbung: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Mariann Steegmann Stiftung