Archive und Selbstzeugnisse/ Was wurde aus...?

Siegfried Lenz – Der Überläufer: eine literarische Überraschung aus dem Umzugskarton

Was wurde aus…?
Seit 35 Jahren fördert, entwickelt, berät und begleitet die Kultur­stiftung der Länder im Auftrag der 16 deutschen Länder Projekte und Initiativen in den Bereichen Kunst und Kultur, die gesamtstaatlich bedeutsam sind. Eine ihrer Kernaufgaben ist die Förderung des Erwerbs von Kulturgut, das für das kulturelle Selbstverständnis und gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen in Deutschland einen hohen Wert besitzt. Dabei ist die Erwerbung aber kein Selbstzweck. Ziel solcher Förderungen ist, dass diese Objekte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, vermittelt und erforscht werden; dass sie Wirkung entfalten. Sie erzählen regionale oder überregionale Geschichte, sie vermitteln Standpunkte, Techniken, Biografien oder Provenienzen. Oder sie regen Forschung an und finden ihren Niederschlag in Publikationen, wissenschaftlichen Arbeiten oder Filmen, die im Fernsehen oder auf Filmfestivals von einem breiten Publikum wahrgenommen werden.
Auf den folgenden Seiten sehen Sie, wie es mit der Geschichte einiger Objekte weitergegangen ist, nachdem ihr Ankauf von der Kultur­stiftung der Länder gefördert wurde.
Siegfried Lenz – Der Überläufer: eine literarische Überraschung aus dem Umzugskarton

Die Ausstrahlung des Zweiteilers „Der Überläufer“ am 8. und 10. April 2020 in der ARD wurde von einer großen Medienaufmerksamkeit begleitet. Jeweils rund 4,7 Millionen Menschen schauten die Verfilmung des Romans von Siegfried Lenz, die möglich wurde durch eine Förderung der Kulturstiftung der Länder.

2014 hatte das Deutsche Literaturarchiv Marbach den Nachlass des berühmten Schriftstellers erworben, in dem sich das unveröffentlichte Manuskript fand. 17 Monate nach dem Tod von Siegfried Lenz wurde der Roman verlegt, der fünf Wochen lang, vom 12. März bis zum 15. April 2016, die Liste der meistverkauften Romane in Deutschland anführte.

Den Roman über den letzten Kriegssommer eines jungen Soldaten hatte Lenz zwischen 1950 und 1952 verfasst. Seine Veröffentlichung war aber nicht zustande gekommen. Im Text sind Sätze zu finden wie: „Ansteckend ist jedoch das nationalistische Ressentiment. Dieses Ressentiment ist die Wurzel des deutschen Hochmuts und der Quell dieses gottverdammten Auserwähltheitsbewusstseins“ – Sätze, die vermutlich seinerzeit zur Ablehnung durch den Verlag führten. Obwohl vollendet und vom Autor mehrfach überarbeitet, lag das Manuskript mehr als 60 Jahre in der Schublade.
Regisseur Florian Gallenberger hat die Textfassung zu einer Filmvorlage überarbeitet und eine Frage ins Zentrum gerückt: Was ist wichtiger, Pflicht oder Gewissen?

Dela Mießen (DM) ist Mitarbeiterin von Arsprototo.

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