Seid umkränzt, Schwestern

Jan Mijtens, Albertine Agnes von Nassau-Diez, um 1665
Jan Mijtens, Albertine Agnes von Nassau-Diez, um 1665

Wer in den nördlichen Niederlanden auf sich hielt um 1650, der ließ sich von Jan Mijtens porträtieren. Erst waren es die hochrangigen Bürger seiner Heimatstadt Den Haag, dann der Adel. Und weil vor allem die niederländische königliche Familie von Oranien-Nassau den Maler stark beanspruchte, verbreitete sich sein Ruf in ganz Europa: Denn die Töchter des Hauses Oranien heirateten in alle Welt. So auch Albertine Agnes, vermählt nach Nassau-Diez. Nicht nur sich selbst wollte die Fürstin in einem Bildnis von Mijtens’ Hand verewigt sehen, sondern auch ihre geliebten Schwestern Henriette Catharina und Maria. So entstanden in des Meisters Werkstatt gleich mehrere Versionen der drei hohen Damen, stets umkränzt von Blumen und beziehungsreicher Vanitas-Symbolik in der Form von Totenschädeln. Und dem Ableben von Albertine Agnes verdankte denn auch Dessaus Hof zwei Fürstinnenporträts, die Henriette Catharina als Fürstin von Anhalt-Dessau von der Schwester erbte. Auch durch Albertine Agnes’ Erbschaft konnte Henriette Catharina u. a. Schloss Oranienbaum bei Dessau prachtvoll einrichten.

Nun konnten beide Bilder von den Nachfahren der Dargestellten erworben werden – und kehren so in das ursprüngliche herzoglich anhaltinische Residenzschloss Oranienbaum zurück, wo sie bereits bis vor dem Zweiten Weltkrieg gezeigt wurden. Vor einigen Jahren waren die Gemälde auf der Grundlage des Ausgleichsleistungsgesetzes an die Erbengemeinschaft von Anhalt restituiert worden, da sie dem Herzoghaus im Zuge der „Bodenreform“ nach dem Zweiten Weltkrieg entzogen worden waren. Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und des Landes Sachsen-Anhalt gelang jetzt die Rückkehr der beiden Schwestern nach Dessau in die Kulturstiftung DessauWörlitz.

Jan Mijtens (1613–1670) zeigt die oranischen Prinzessinnen in der traditionellen Pose der Melancholia mit dem auf einer Hand ruhenden Kopf und Totenschädeln, umkränzt von Blumen, die zumindest beim Bildnis der Albertine Agnes der hervorragende Stilllebenmaler Adriaen de Lust ausführte. Beim Porträt der Albertine Agnes handelt es sich wohl um ein Werk aus der ersten Bildnisserie Mijtens’, wohingegen das Bildnis der Maria von Simmern, in vergleichsweise weniger hoher Malqualität ausgeführt, eher nicht der originalen ersten Serie zuzuordnen ist – zwar in wesentlichen Partien von Jan Mijtens’ eigener Hand, ist es aber wahrscheinlich mit größerer Beteiligung der Werkstatt entstanden.