Die rund 245 Millionen Jahre alten Objekte aus den Vogesen liefern nun neue Erkenntnisse zur Evolution und Ernährungsweise damaliger Wasserinsekten. Die Sammlung Grauvogel ist die weltweit größte Privatsammlung von Fossilien aus den Vogesen der Mittleren Trias (vor etwa 247 Mio. bis 235 Mio. Jahren). Die Kulturstiftung der Länder förderte den Ankauf mit 40.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Frank Druffner, stellvertretender Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Wenn die Kulturstiftung der Länder Museumsankäufe unterstützt, geht es immer darum, dass die Erwerbungen künftig der Öffentlichkeit, aber auch der Forschung zur Verfügung stehen. Mit dem Ankauf hat das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart den international bekannten Schwerpunkt seiner Sammlung mit Objekten aus der Zeit der Trias und des Jura ausgebaut. Bereits mit dem Erwerb war dem Museum das wissenschaftliche Potenzial dieser weltweit einzigartigen Sammlung bekannt. Umso mehr freut es uns, dass nun die ersten Forschungsergebnisse veröffentlicht werden können. Auch in Zukunft erwarten uns dank der Sammlung Grauvogel sicherlich zahlreiche weitere Erkenntnisse über den urzeitlichen Lebensraum und die Anpassung der Tiere und Pflanzen an ihr damaliges Habitat.“
Die Sammlung Grauvogel umfasst zahlreiche Pflanzen, die sich vor 245 Millionen Jahren nach dem großen Artensterben an der Wende zum Erdmittelalter im Bundsandstein ablagerten. In diesem Sandstein sind auch zahlreiche Insekten enthalten. Die Fossilien wurden seit dem Ankauf der Sammlung analysiert. Neue Forschungsergebnisse zeigen nun, dass die Ernährungsweise des Filtrierens von Schwebteilen aus dem Wasser bei Wasserinsekten bereits früher entwickelt war als bisher vermutet. Dr. Arnold Staniczek, Wasserinsekten-Spezialist am Naturkundemuseum Stuttgart, und sein Kollege Dr. Pavel Sroka von der tschechischen Akademie der Wissenschaften in Budweis untersuchten dafür die fossilen Eintagsfliegenlarven der Sammlung Grauvogel. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Papers in Palaeontology“ veröffentlicht.
Über vierzig Jahre lang hatte Louis Grauvogel zehntausende Fossilien und Gesteinsproben aus dem oberen Buntsandstein der Mittleren Trias der Vogesen zusammengetragen. Die Fossiliensammlung gibt Einblicke in ein gesamtes Ökosystem, von dem aus diesem Abschnitt der Trias ansonsten nur wenige Fossilfunde bekannt sind. In ihrer Gesamtheit dokumentieren die Fossilien und Gesteinsproben ein subtropisches Delta, das vor 245 Millionen Jahren in Mitteleuropa lag und Lebensraum für viele bisher unbekannte Arten bot.
Nachdem Grauvogel die Sammlung zusammengetragen hatte, wurde sie von seinen Kindern bearbeitet und verblieb in Familienbesitz. Das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart erwarb die Objekte von der Erbin der Sammlung, Léa Grauvogel-Stamm. 2024 soll die Sammlung Grauvogel in einer Sonderausstellung im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart gezeigt werden.
Weitere Förderer: Land Baden-Württemberg, Gesellschaft zur Förderung des Naturkundemuseums Stuttgart