Prophet in Not
Der österreichische Zeichner und Illustrator Alfred Kubin (1877–1959) ist bekannt für seine phantasmagorischen Bildideen und seine Inszenierungen des Grauens. Angeregt zu seinen symbolischen Bildwelten wurde Kubin besonders von den Werken Max Klingers, Francisco de Goyas oder Odilon Redons. Das Klingspor-Museum kann sich glücklich schätzen, das originale Mappenwerk „Prophet Daniel“ im Jahr 1963 erworben zu haben.

Das 1913 entstandene Werk besteht aus insgesamt dreizehn signierten Federzeichnungen (38×29 cm) und zwölf farbigen Entwürfen (12×13 cm) für Initialen zur Buchausgabe. Die Blätter sind in 16 Passepartouts (47,3×34,5 cm) gefasst. Auf den aus alten Landkarten bestehenden Papieren sind noch die originalen Bleistiftvorzeichnungen zu erkennen.
Daniel in der Löwengrube, die Erscheinung des Menetekels oder die Visionen des Propheten sind nur einige Bildmotive dieser Mappe. Neben den prominenten Szenen des alttestamentarischen Buches hebt Kubin besonders auch die Details und augenscheinlich nebensächlichen Momente hervor. So wird beispielsweise der einst mächtige Herrscher Nebukadnezar, der sieben Jahre von der Gesellschaft verbannt wurde, eindrucksvoll als koboldhaftes Mischwesen dargestellt. Ein Anblick, der verschreckt und mit den Traditionen eines Königsbildes bricht. Kubin erzeugt mittels der Schraffurentechnik Tiefe und einen hohen Nuancenreichtum in der Wirkung der Formen, Flächen und des Kontrasts. In der Mappe betont Kubin das Geheimnisvolle, in dem das kubineske Prinzip besonders deutlich hervortritt. Leider haben die Zeichen der Zeit ihre Spuren an dem eindrucksvollen Werk hinterlassen, und es bedarf einer fachgerechten Restaurierung. Der Mappenrücken ist stark beschädigt und der Deckel nicht stabilisiert.
Alle Blätter weisen Stockflecken auf und benötigen dringend eine Reinigung und Glättung. Insbesondere sind die kostbaren Blätter auf neue lichtfeste und säurefreie Passepartouts angewiesen. Die Kartons sind verblichen, und die Sichtfolie ist nur notdürftig mit weißem Klebeband befestigt. Insgesamt werden für die Restaurierung rund 8.000 Euro benötigt. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir dieses Werk mit Ihrer Hilfe wieder in seiner ganzen Pracht der Öffentlichkeit und der Forschung zur Verfügung stellen könnten.