Beschreibung
Was ist der Ruhm der Times gegen die zivilisatorische Aufgabe des Ruppiner Bilderbogens? Mit dieser Bemerkung deutete Theodor Fontane 1861 auf die Verbreitung und den Einfluß der Bilderbogen, die als bunte Einblattdrucke vor allem auf Märkten verkauft wurden. Drei florierende Druckereien ließen Neuruppin zu einem Zentrum der deutschen Bilderbogenherstellung werden – man exportierte von hier aus auch nach Skandinavien, Holland, Ungarn, Spanien, Finnland und Rußland. Im Laufe der Jahre entstanden in den Druckereien und Kolorierstuben der Neuruppiner Firmen Gustav Kühn, Oehmigke & Riemschneider und F. W. Bergemann etwa 22.000 verschiedene Bogen; die höchste Auflage eines Bogens ging bis zu 3.000.000 Exemplaren (Nachrichten über den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71).Die Bilderbogen sprachen durch ihre Einfachheit die Masse des Volkes an, bevor die illustrierten Zeitungen im technisch fortentwickelten Farbdruckverfahren diese Art Nachrichtenvermittlung und Unterhaltung übernahmen. Aktuelle Geschehnisse wurden auf den Bilderbogen ebenso dargestellt wie Bildergeschichten. Die vielfältigen Themen lassen sich grob zusammenfassen zu Krieg und Frieden, Fürsten und Forscher, Bilder für fromme Christen,Genrebilder und Kinderbilderbogen zum Basteln und Spielen.Für das Neuruppiner Heimatmuseum, das bereits eine große Sammlung besaß, konnte eine umfangreiche und außerordentlich interessante Privatkollektion von 5.600 in deutschen und europäischen Verlagsorten gedruckten Bogen erworben werden. 100 russische Einblattdrucke sowie Ausschneide- und Papiertheaterbogen, Ziehfiguren und Märchenbilder stellen besondere Schwerpunkte dar.Mit dem neu erworbenen Bestand besitzt das Heimatmuseum Neuruppin mit insgesamt 14.000 Exemplaren eine der umfangreichsten Sammlungen an Bilderbogen in Europa, die bei der Fachwelt und beim Museumspublikum aller Altersstufen auf großes Interesse stoßen.