Beschreibung
Martin Schaffner (1478/79-1546/49), der aufgrund seines umfangreich überlieferten Werks als der eigentliche Repräsentant der Ulmer Malerei der Dürer-Generation gilt, ist der Schöpfer der vier Altargemälde mit Szenen aus der Legende des Hl. Antonius Abbas.Die sehr schmalen, heute hochrechteckigen, durchschnittlich etwa 146 x 55,5 cm großen Tafeln hatten ursprünglich obere Abschlüsse in der Form von Viertelkreisbögen. Drei Tafeln sind mit dem Monogramm Schaffners und zwei noch zusätzlich mit der Jahreszahl 1517 bezeichnet. Alle zusammen stellen sie die Vorder- und Rückseiten von zwei gespaltenen Klappflügeln eines sonst gänzlich zerstörten, Flügelretabels dar. Dies wurde wahrscheinlich von den Zisterziensern in Salem, die in Ulm einen Hof besaßen, bei Schaffner in Auftrag gegeben und diente vermutlich als Aufsatz eines dem heiligen Antonius Abbas geweihten Altars in der Salemer Klosterkirche. Die auf den Tafeln dargestellten vier großen und sieben kleinen Szenen aus dem Leben des heiligen Mönchs und Eremiten bilden einen Zyklus, dem ein schlüssiges Programm zugrunde liegt. Sie sind beredte Zeugnisse des in ihrer Entstehungszeit weit verbreiteten Kultes und der gesteigerten Verehrung des Antonius Abbas.Die Gemälde lassen erkennen, dass sich Schaffner sowohl mit den Werken der spätgotischen Meister wie Martin Schongauer, Israhel van Meckenem oder Hans Holbein d. Ä. befasst als auch mit den Werken der in Nürnberg und Augsburg seit 1500 aufblühenden süddeutschen Renaissance-Kunst auseinandergesetzt hat. Um 1517 konnte er zudem auf eine Fülle von Druckgraphiken zurückgreifen, über die sich der Ulmer Maler wohl am ehesten die neue Formensprache anverwandelte.Die vier Altartafeln, die erst im Zuge der Säkularisation 1815 in markgräflich-badischen Besitz gelangten, wurden lange Zeit auf Schloss Kirchberg, danach auf Schloss Salem verwahrt, weswegen sie auch als Salemer Antonius-Tafeln bezeichnet werden. Sie gehören heute zu den schönsten und eindrucksvollsten Zeugnissen altschwäbischer Kunst und stehen zu Recht im Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes.Durch die Neuerwerbung erfahren die ausgezeichneten Bestände der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe an altdeutscher Malerei eine wesentliche Bereicherung. Dass dies gelingen konnte, ist der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Bundesrepublik Deutschland und der Museumsstiftung Baden-Württemberg zu verdanken.