Beschreibung
Der Mitte des 19. Jahrhunderts als Bauernsohn geborene Christian Rohlfs kam erst relativ spät zur Malerei. Schicksalhaft war zunächst eine schwere Beinverletzung, die sich der eigentliche Hoferbe als Fünfzehnjähriger zuzog. Für die Entwicklung seiner Malerei war die Zusammenkunft mit Karl Ernst Osthaus von entscheidender Bedeutung, der Rohlfs 1901 nach Hagen in sein Folkwang-Museum holte. Hier lernte er Werke von Vertretern der Moderne wie Seurat, Signac, Cézanne, van Gogh, Gaugin und Matisse kennen. Die Auseinandersetzung mit dieser Kunst hinterließ einen so starken Eindruck, daß der schon Fünfzigjährige seinen Stil vollkommen änderte. Nach 1904 gilt sein besonderes Interesse einer neuen Maltechnik: Er malt wie Seurat pointillistisch, erweitert seine Tonskala und eignet sich die Malweise van Goghs an. Von einer impressionistischen Malweise um 1900 mit besonderem Schwergewicht auf der Darstellung von Licht und Schatten gelangt er zu einer eigenen expressiven Ausdrucksweise.Seinen Inhalten, Landschaften, Häuser, Gehöfte und Blumen, bleibt er jedoch treu. Rohlfs liebte die beschaulichen und malerischen Orte. Zwischen 1904-1906 entstanden eine Reihe von Bildern nach Architekturvorlagen der mittelalterlichen Stadt. Kein anderes Motiv hat den Maler indes zeit seines Lebens so intensiv beschäftigt wie das westfälische Soest, obgleich er nur die Sommermonate der Jahre 1904, 1905 und 1906 dort verbrachte. Hielt er sich in den 10er Jahren noch streng an die vor Ort geschaffenen Zeichnungen und Aquarelle, sind die späteren Bilder von einer neu wiederkehrenden Farbigkeit, deren Dominanz nicht selten das Motiv lediglich als Ausgangspunkt für eine vergleichsweise freie Farbkomposition erscheinen ließ und es daher eher summarisch behandelte. Neben den Ansichten der gesamten Stadt, ein Motiv, das in den frühen Jahren nicht vorkommt, malt er aus der Erinnerung neben einzelnen Kirchen 1917 und 1918 vor allem einige jener alte Bürgerhäuser, deren Ausstrahlung ihn von Anfang an fasziniert hatte. Das für das Von der Heydt-Museum erworbene Soester Haus, auch Gelbes Haus Soest genannt, zählt zu den besonders schönen und künstlerisch bedeutenden Variationen des Themas. Das Gemälde besticht durch seine hervorragende malerische Qualität im Detail wie durch seine gradlinige Erfassung des Motivs. Es hebt sich nicht zuletzt durch diese vergleichsweise klassische Haltung von den anderen Arbeiten des Themenkreises ab; die Farbe ordnet sich der Empfindung des Künstlers für das Einmalige und Unverwechselbare des Individuums altes Haus unter.Nachdem das Gemälde 1937 der Aktion Entartete Kunst zum Opfer fiel, ist es fast ein Wunder, daß es die Ereignisse unbeschadet in Privatbesitz in der ehemaligen DDR überlebte. Noch 1988 allgemein als verschollen geführt, hat es dank der Hilfe der Kulturstiftung der Länder und des Kunst- und Kulturvereins Wuppertal nun mit einer Gruppe anderer Werke des Künstlers den Weg in eine Sammlung gefunden, die schon früh wegen ihres Besitzes an Arbeiten dieses Meisters bekannt geworden war und mit diesem Werk ihrem Bestand an Rohlfs-Bildern einen neuen Höhepunkt hinzufügen kann.