Beschreibung
Ernst Ludwig Kirchners (1880-1938) Gemälde „Knabe mit Vogel“ (99,5 x 75,5 cm, sign. u. re. u. Rückseite; Gordon Nr. 517, Tafel 78, dort als „Junge mit Bonbontüte“), ist 1918, kurz nach seiner Übersiedlung in die Schweiz, entstanden. Das skizzenhaft angelegte Bild spiegelt exemplarisch eine Lebensphase des Künstlers wider, die von physischen und psychischen Problemen, ausgelöst durch die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, geprägt war. Gleichzeitig markiert sie eine Schnittstelle, in der Vergangenes konzentriert aufscheint und Neues anklingt. Kirchner schreibt im Sommer 1918: „Ich glaube die Farben meiner Bilder bekommen ein neues Gesicht. Einfacher und doch leuchtender. Leider bleiben sie nur unfertig. Bei dem Reichtum an neuen Eindrücken fehlt einem die Kraft sie zu vollenden. Jeder Tag gibt wieder Neues.“ Das überwiegend in Blau-, Gelb/Grün-, Rosa- und Rottönen gehaltene Gemälde, die den Malgrund durchscheinen lassen, gibt einen Jungen mit überschnittenen Beinen vor einer Berglandschaft wieder. Der im Werkverzeichnis von Gordon genannte Titel „Junge mit Bonbontüte“ ist wenig nachvollziehbar, im Inventar des Oldenburger Museums ist 1930 passender der Titel „Knabe mit Beeren“ verzeichnet.