Beschreibung
In dicken pastosen Pinselstrichen auf einfachem Malgrund aufgetragen, hielt der Maler Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976) im Gemälde „Gartenstrasse frühmorgens“ eine ihm vertraute Szenerie fest. Unweit seines Elternhauses in Chemnitz-Rabenstein verlief die von kleinen Häusern gesäumte Straße. Im leuchtenden Licht der Morgensonne erstrahlt sie im Werk des Künstlers, das um 1906 entstand, als der Architekturstudent seine Semesterferien im elterlichen Haus verbrachte. Das im Jahr zuvor aufgenommene Studium beendete er bereits nach einem Jahr, denn die im Juni 1906 gegründete Künstlervereinigung „Brücke“ rückte zunehmend ins Zentrum seines Schaffens. Gemeinsam mit Fritz Bleyl, Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner schloss sich Schmidt-Rottluff zu einer Gruppe zusammen, die Kunstgeschichte schreiben sollte.
Es ist ein besonderer Glücksfall, dass das bedeutende Frühwerk mit der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Stadt Chemnitz zurückkehrte an den Ort seiner Entstehung und in den Kunstsammlungen Chemnitz auf andere Frühwerke des Chemnitzer Künstlers trifft. Der vorliegende Patrimonia-Band erweitert nun den Blick und nimmt Werk sowie Künstler genau unter die Lupe. Hans Dieter Huber, Professor für Kunstgeschichte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, widmet sich der stilistischen Beschaffenheit des Gemäldes, während Beate Ritter von den Kunstsammlungen Chemnitz aufzeigt, wie sich Schmidt-Rottluffs lebenslange Heimatverbundenheit in seiner Motivik niederschlug. Farbabbildungen sowie historische Aufnahmen aus dem Umkreis des Künstlers bereichern den Band.