Beschreibung
Mit dem Gebetbuch Ottos III. wurde ein Zeugnis mittelalterlicher Buchkunst von höchstem Rang für die Bayerische Staatsbibliothek in München erworben. Aus dem 10. Jahrhundert stammend, gehört es zu den frühesten Belegen der ottonischen Buchmalerei, deren in kaiserlichem Auftrag entstandene Hauptwerke mehrheitlich erst der Zeit um das Jahr 1000 und dem 11. Jahrhundert angehören. Die Handschrift entstand Ende des 10. Jahrhunderts in Mainz im Auftrag des Erzbischofs und Erzkanzlers Willigis (975-1011), der während der Minderjährigkeit Ottos III. zusammen mit der Kaiserin Theophanu, der Mutter Ottos III., die Regentschaft führte. Gefertigt für den jungen König Otto III. (983 König, 996 Kaiser), zeichnet es sich durch besondere Kostbarkeit aus. Wie ganz wenige Handschriften ist es durchgehend in Goldschrift auf gerahmten Purpurgründen geschrieben. Es handelt sich um keines jener liturgischen Bücher, die als königliche Stiftungen für die hohen Domkirchen des Reiches geschaffen wurden, sondern um ein ganz seltenes, rein dem persönlichen Gebrauch des Herrschers dienendes Privatgebetbuch, dem sich nur noch das Gebetbuch Karls des Kahlen (München, Schatzkammer der Residenz) an die Seite stellen läßt. Seinen besonderen Wert erhält es als eines der wenigen Überlieferungszeugnisse der Mainzer Buchmaler-Schule und als ein unmittelbares Dokument des starken byzantinischen Einflusses auf die deutsche Buchmalerei in ottonischer Zeit. Dieser ist in Stil und Ikonographie besonders ausgeprägt. Die Handschrift beinhaltet 25 Goldrankeninitialen und 5 ganzseitige Miniaturen. Den wichtigsten Schmuck stellen drei Bilder Ottos III. dar. Den Inhalt der kostbaren Handschrift bildet eine Sammlung von Gebeten, die eigens für den Privatgebrauch des Königs zusammengestellt wurden, wie aus dem Widmungsgedicht und den Formulierungen des Textes hervorgeht.Gefördert durch die Kulturstiftung der Länder, das Bundesministerium des Innern, den Freistaat Bayern, die Bayerische Landesstiftung und den Ernst von Siemens-Kunstfonds (Zwischenfinanzierung) findet die Handschrift – erworben aus der Gräflich Schönbornschen Bibliothek in Pommersfelden – nun ihren Platz in der Bayerischen Staatsbibliothek neben dem großartigen Evangeliar Ottos III.