Beschreibung
Erich Heckel (1883-1970), einer der Mitbegründer der Künstlergemeinschaft Die Brücke und einer der ersten Vertreter des Expressionismus in Deutschland, malte das Gemälde Beim Vorlesen 1914. Das Bild läßt den Betrachter Zeuge einer Szene im Hause Walter Kaesbachs werden, des zeitweiligen Direktors des Erfurter Angermuseums und eines Freundes von Erich Heckel. Zu sehen sind in einem Raum, der von einer Kerze erhellt wird, zwei Männer und eine Frau. Die Dargestellten sind bekannt: Kaesbach, ganz in den Text, aus dem er liest, versunken, scheint die Gegenwart der Freunde vergessen zu haben. Heckel, im Profil wiedergegeben, betrachtet, in die eigenen Gedanken versunken, den Vorlesenden. Auf diesen ist auch der Blick der Frauengestalt gerichtet, in der Sidi Rhia, Heckels Lebensgefährtin, zu erkennen ist.1924 war das Bild Heckels Beim Vorlesen aus der Sammlung Ludwig und Rosy Fischer, Frankfurt am Main, für das Städtische Museum für Kunst und Kunstgewerbe in der Moritzburg zu Halle angekauft worden. 1935 aus der öffentlichen Sammlung entfernt und in eine separate Schreckenskammer verbannt, war die Arbeit 1937 in der Münchner Ausstellung Entartete Kunst präsentiert worden. Nach Freigabe des Gemäldes für den Verkauf erwarb es 1940 der Kunsthändler Karl Buchholz, der es nach Kriegsende mit nach Kolumbien nahm. Erst 1993 konnte die Arbeit Heckels, in der Zwischenzeit in amerikanischem Privatbesitz, mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle an seinen angestammten Platz zurückkehren.