Das Landesarchiv Baden-Württemberg in Stuttgart erwirbt aus dem Nachlass von Herzog Ferdinand Eugen von Württemberg eine bislang unbekannte Plansammlung mit rund 200 Bauzeichnungen, Projektskizzen, Pausen sowie schriftlichen Zeugnissen zur württembergischen Residenz im oberschlesischen Carlsruhe. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 13.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Der Ankauf der bislang gänzlich unbekannten Plansammlung Carlsruhe verspricht vielfältige Forschungsergebnisse über die Kunst- und Kulturgeschichte, Landeskunde und Dynastiegeschichte Württembergs. Zu erwarten sind neue Erkenntnisse über das heute nicht mehr existierende Schloss Carlsruhe und die schlesische Linie des Hauses Württemberg sowie deren ehrgeiziges Ziel, eine Planstadt zu errichten. Das Landesarchiv in Stuttgart ist hervorragend dafür geeignet, die Pläne zu erforschen, langfristig zu bewahren und mittels Digitalisierung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
Die bislang unerforschten Baupläne und -zeichnungen zu Schloss und Garten Carlsruhe in der heutigen polnischen Region Oberschlesien enthalten Informationen über den Residenzkomplex, sowie Pläne und weitreichende Planungen der Herzöge von Württemberg-Oels. Beispielsweise war bislang unbekannt, dass die schlesische Linie des Hauses Württemberg im 19. Jahrhundert eine Siedlung für über 20.000 Einwohner geplant hatte. Das Landesarchiv Baden-Württemberg hat es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst alle Quellen zur Landes- und Dynastiegeschichte Baden-Württembergs für die Nachwelt zu sichern.
Das Gebiet des damaligen schlesischen Carlsruhe (heute Pokój in der Woiwodschaft Oppeln in Polen) gehörte seit 1688 den Herzögen von Württemberg-Oels. Herzog Carl Christian Erdmann von Württemberg-Oels (1716-1792) errichtete 1749 das einfache, hölzerne Jagdschloss „Carlsruhe“, das er nach seinem Vornamen benannte. 1751 wurde es nach einem Brand als Steinbau im barocken Stil wiederaufgebaut und in den folgenden Jahrzehnten stetig erweitert.
Die Plansammlung gewährt Einblicke in das Bestreben der in der Thronfolge an zweiter Stelle stehenden Linie des Hauses Württemberg, sich in Schlesien eine eigene Planstadt zu errichten. Heute ist über die Schlesische Linie wenig bekannt, noch bis 1945 hatte sie ihren Sitz in Schloss Carlsruhe. Die Rote Armee zerstörte das Schloss 1945, die Ausstattung konnte noch rechtzeitig nach Württemberg gebracht werden.
Die Plansammlung befand sich seit ihrer Entstehung ununterbrochen im Familienbesitz der Herzöge von Württemberg-Oels und war zuletzt Eigentum von Herzog Ferdinand Eugen von Württemberg (1925-2020). Nach dessen Tod wurde sein Nachlass im Frühjahr 2022 bei Neumeister, Münchener Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG versteigert. Auch das Plankonvolut war für die Auktion vorgesehen, konnte jedoch auf Bestreben des Landesarchivs vorab aus dem Nachlass herausgelöst und erworben werden.
Weitere Förderer: Stiftung Kulturgut des Landes Baden-Württemberg