Scheinkampf im Portikus
Die Wandmalereien von Mechern, Kr. Merzig-Wadern, zählen zum Schönsten aus römischer Zeit, was das Saarland aufzuweisen hat. 1970 bei Ausgrabungen unter der Dorfkirche entdeckt, gehören die farbigen Fresken heute zu den Hauptattraktionen des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken. Sie sind wahre Meisterleistungen eines anonymen Künstlers, der die Wände einer vornehmen Römervilla in Mechern ausgeschmückt hat.
Besonders beeindruckend sind drei Bildserien: Die eine – wahrscheinlich aus einem Speisezimmer – zeigt große silberne Platten auf schwarzem Grund, malachitgrün eingerahmt, und auf diesen Platten all die Köstlichkeiten des Landes wie Bachforelle, Steinpilze oder Lachsschinken. Ein zweiter Zyklus, aus einem Korridor stammend, bietet Szenen aus der Arena dar: Gladiatoren in ihren unterschiedlichen Bewaffnungen, Tierhatzen und – bisher einmalig – einen das Horn blasenden Hahn. In einem dritten Raum, der ganz in grün gehalten war, wurde die sehr naturalistische Ausmalung einer Landschaftsdarstellung mit Hirschrudeln aufgefunden.
Die Bildfelder wurden bei den Ausgrabungen 1970 in einem aufwändigen Verfahren von den römischen Mauerresten abgenommen und in den Werkstätten des Staatlichen Konservatoramtes in Saarbrücken restauriert.
Im Zuge von umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten im Museum für Vor- und Frühgeschichte in den letzten Jahren erfolgte die Umbettung der abgenommenen Wandmalereifragmente in neu hergestellte Metallrahmungen. Heute befinden sie sich in einem separaten, eigens hierfür konzipierten quadratischen Raum, der von zwei Seiten für die Besucher des Museums begehbar ist. Die einzelnen Bildtafeln sind dort oberflächenbündig in die Wandflächen eingelassen und stellen zusammengesetzt die 1,30 m hohe gemalte Sockelzone eines römischen Raumes nach.
Durch die Bergung, die nachfolgende Restaurierung sowie die Alterung der Oberfläche hat sich die Ablesbarkeit der Malerei verschlechtert. Besonders die Farbintensität wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Die gesamte Malerei ist mit einem gelblich-milchigen transparenten Klebefilm überzogen. Dieser Überzug lässt sich auf der Malereifläche überwiegend dickschichtig bis zu einer Auftragsstärke von 1 mm nachweisen. Dicke Klebereste haben sich mit Erde aus der damaligen Ausgrabung vermischt und bildeten vereinzelt verkrustete Auflagen. Weitere Ansammlungen von dunkelbraunen dicken Bindemittelrückständen haben sich in vorhandenen Vertiefungen und kleinen Löchern in der Malschicht gebildet. Durch Verbräunungen des Klebefilms infolge von Oxidationsprozessen und durch die stark glänzenden Bereiche wurde der Farbkontrast nivelliert. Die Farben stellen sich verdunkelt dar.
Durch die Wandmalereiabnahme und den Transport haben sich zahlreiche große Risse in der Malerei gebildet. Die von hinten durch die Risse und Fehlstellen durchgedrückten Kunstharzmörtel-Ergänzungen sind häufig über dem Malschichtniveau oder zeigen in Bereichen, an denen die damals aufgebrachte Leinwand Falten geworfen hat, störende Vertiefungen unterhalb des Malschichtniveaus. Außerdem sind auf allen Oberflächen dieser Ergänzungen die Strukturen der Leinwand zu erkennen. Diese hat sich zusammen mit dem Klebemittel in der Malschicht abgezeichnet.
Deshalb sollen nun nach 40 Jahren die Malereien nach und nach konservatorisch und restauratorisch überarbeitet werden. Neben einer Oberflächenreinigung erfolgt eine schonende Abnahme des alten Kunstharzüberzuges. Überschüssige Verfüllungen und Materialverklebungen auf den originalen Wandfarben werden entfernt, Fehlstellen innerhalb der Malerei teilweise ergänzt und retuschiert, was zu einer besseren Lesbarkeit des Bildes führt.
Nun bitten wir Sie, liebe Arsprototo-Leserin und -Leser, uns bei der Restaurierung eines ca. 1,7 qm großen Fragments (110 × 160 cm) aus dem Portikus der Villa zu unterstützen. Das ausgewählte Bildfeld zeigt die Darstellung eines nur mit einem Lendenschurz bekleideten Kleinwüchsigen oder Pygmäen als Kämpfer. Der Boden, auf dem er agiert, ist – wie bei den folgenden Darstellungen auch – durch einen grünlich gehaltenen Streifen angedeutet, der inmitten des schwarzen Grundes angebracht ist. In der erhobenen Rechten hält der Gnom ein kurzes Schwert, die nach hinten ausgestreckte Linke wird durch einen Schild geschützt. Spitze Nase und aufgeworfene Lippen unterstreichen die Absonderlichkeit der Figur. Das im Verhältnis zum Körper übergroße Glied hängt zwischen den Beinen herab, ein in der Antike häufig zu beobachtendes Detail bei karikierenden oder komischen Darstellungen. Der „Zwerg“ unterhält das Publikum mit Scheinkämpfen, denn einen Gegner hat er nicht.
Die Ausstellungsräume bleiben während der Restaurierung weiter zugänglich, sodass man den Restauratoren bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen kann.
Wir bitten Sie herzlich, liebe Leserin und lieber Leser, um Unterstützung für das Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken. Spenden Sie für die Restaurierung der römischen Wandmalerei und überweisen Sie unter dem Stichwort „Wandmalerei Saarbrücken“ auf eines der Konten der Kulturstiftung der Länder. Vielen Dank!
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