Meisterstücke – Vom Handwerk der Maler

Im Zentrum der Ausstellung stehen Meister- und Probestücke, die Maler am Ende ihrer Ausbildung vorlegen mussten, um als Meister ihre Gemälde signieren, eine eigene Werkstatt führen und selbst ausbilden zu dürfen. 45 solcher Gemälde aus der Zeit von 1631 bis 1858 befinden sich im Besitz des Historischen Museums Frankfurt. Diese Sammlung aus der Wahlstube beziehungsweise dem Kurfürstenzimmer im Römer, dem Frankfurter Rathaus, wird nach einer Restaurierung erstmals vollständig gezeigt.

In der Ausstellung wird erstmals die Wahlstube des Römers rekonstruiert: Einer der wichtigsten diplomatischen Orte im Heiligen Römischen Reich, in dem bereits in den 1630er Jahren ein Gemäldezyklus von frühen Meisterstücken ausgestellt wurde. Diese einzigartige Sammlung entstand aufgrund der damaligen Verordnung, dass alle Meisterstücke der Stadt zum Schmuck des Rathauses zusammengetragen werden sollten. In der Ausstellung werden diese Gemälde den Meisterstücken aus anderen deutschen Städten und anderer Handwerke gegenübergestellt. Durch weitere Leihgaben aus dem In- und Ausland, unter anderem aus Paris, Wien und Amsterdam, setzt das Museum seine regionalen Ausstellungsstücke zudem in einen gesamteuropäischen kunst- und sozialgeschichtlichen Kontext.

Bis in das frühe 19. Jahrhundert wurde die Malerei als Handwerk gelehrt und fiel unter die Zunftordnung. In einer langen Ausbildung erlernten Malerlehrlinge das Reiben von Farben, das Spannen von Leinwänden oder das Grundieren. Kurz vor dem Abschluss gingen die Gesellen auf Wanderschaft. Die Maler empfanden die Zunftordnung zusehends als nicht mehr zeitgemäß und versammelten sich in ihren Ateliers zu privaten Akademien. Zudem wurden europaweit offizielle Kunst- und Zeichenakademien gegründet, an denen das Aufnahmestück das frühere Meisterstück der Zunft ersetzte. Die Schau reflektiert die Entwicklung von der Malerzunft hin zur Kunstakademie,  auf die der in Frankfurt geborene Maler Joachim von Sandrart d. Ä. (1606-1688) großen Einfluss nahm. Illustriert wird dieses Kapitel der Künstlersozialgeschichte mit der Präsentation eines bisher unerforschten Konvoluts mit Meisterzeichnungen Frankfurter Weißbinder und Objekten aus den Kunstakademien wie Thesenbilder, Lehrmaterial und Aufnahmestücke.

Weitere Förderer: Gemeinnützige Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH, Ernst von Siemens Kunststiftung, Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung zu Frankfurt am Main, Georg und Franziska Speyer’sche Hochschulstiftung, Rudolf-August Oetker-Stiftung für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Denkmalpflege, Stiftung Giersch, Frankfurter Sparkasse & Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, Freunde und Förderer des Historischen Museums Frankfurt