Das Lehmbruck Museum in Duisburg präsentiert zum 100. Geburtstag die international erste umfassende Übersichtsschau des Schweizer Künstlerpaars Eva Aeppli (1925–2015) und Jean Tinguely (1925–1991). Während Tinguely als Protagonist der kinetischen Kunst internationale Berühmtheit erlangte, erhielt Aepplis Werk bisher wenig Aufmerksamkeit. Ihre gemeinsamen Arbeiten sind nahezu unbekannt. Die Kulturstiftung der Länder fördert die Ausstellung mit 90.000 Euro.
Tinguelys kinetischen Skulpturen „Märchenrelief“ (1978) und „Das kleine Männchen“ (1981) bilden einen wichtigen Pfeiler der Sammlung des Lehmbruck Museums und sind bereits Teil der Dauerausstellung. Neben Tinguelys mechanischen, überwiegend aus Metall geschaffenen Werken wirken Eva Aepplis – teilweise lebensgroßen – Stofffiguren, häufig mit expressiver Mimik gestaltet, auf den ersten Blick geradezu gegensätzlich. Doch thematisiert auch Aeppli, die von 1951 bis 1960 mit Jean Tinguely verheiratet war, den Schrecken des vergangenen Krieges und die Suche nach Menschlichkeit in einer fortschreitend mechanisierten Gesellschaft. Wie viele andere Künstlerinnen und Künstler in den 1950er und 1960er Jahren versuchten beide, die Grenzen zwischen Kunst und Alltag aufzubrechen und beide Sphären miteinander zu verbinden.
Die Ausstellung zeigt auch das bisher kaum rezipierte späte Gemeinschaftswerk der beiden, die auch nach ihrer Scheidung zeitlebens befreundet blieben. Erst kurz vor Tinguelys Tod kam es Anfang der 1990er Jahre zu einer künstlerischen Zusammenarbeit. Aeppli hatte damals den Wunsch geäußert, ihre Figuren zum Fliegen zu bringen, und so entstand eine Reihe gemeinsamer Arbeiten, die Tinguelys kinetische Elemente mit den Stoffpuppen der Künstlerin zusammenbringen und sie in Bewegung versetzen. Sie sind nun erstmals nach 30 Jahren wieder in diesem Umfang und im Kontext der beiden Gesamtwerke zu sehen. Auf eindrucksvolle Weise wird so das Leitmotiv der Ausstellung, das Verhältnis von Mensch und Maschine, veranschaulicht.
Das Lehmbruck Museum ist dem Werk Wilhelm Lehmbrucks (1881–1919) gewidmet, der zu den bedeutendsten Bildhauern der Moderne zählt. Der von der Stadt Duisburg und dem Landschaftsverband Rheinland vergebene Wilhelm-Lehmbruck-Preis für Skulptur wurde 1976 an Jean Tinguely verliehen und war Anlass für den Ankauf einiger Werke des Künstlers durch das Museum. Mit der Doppelretrospektive und den aus Leihgaben zusammengetragenen Werken Eva Aepplis möchte das Lehmbruck Museum nicht zuletzt der fehlenden Repräsentation von Künstlerinnen in der Kunstgeschichte, gerade im Bereich der Bildhauerei, entgegenwirken.
Weitere Förderer: Landschaftsverband Rheinland, Ernst von Siemens Kunststiftung, duisport – Duisburger Hafen AG, Duisburger Akzente, Stadt Duisburg
Mechanik und Menschlichkeit: Eva Aeppli und Jean Tinguely
23. März bis 24. August 2025
Lehmbruck Museum
Friedrich-Wilhelm-Straße 40, 47051 Duisburg
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 12–17 Uhr, Samstag – Sonntag 11–17 Uhr
https://lehmbruckmuseum.de/de/