Lebensmenschen: Jawlensky / Werefkin
Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin sind für ihre herausragenden Leistungen im Rahmen der Entstehung der expressionistischen Malerei in Deutschland als Einzelpersonen und Mitglieder der „Neuen Künstlervereinigung München“ bekannt. Bislang gab es jedoch keine Ausstellung, die sich ihnen als Paar widmete, das über 25 Jahre gemeinsam tätig war. Die Ausstellung „Lebensmenschen“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Museum Wiesbaden konzipiert, in dem ab März 2020 eine weitere, ebenfalls von der Kulturstiftung der Länder geförderte, Ausstellungsstation zu sehen ist.
Im Lenbachhaus wird, neben den individuellen Schaffensprozessen Jawlenskys und der Werefkin, besonders die gegenseitige Beeinflussung beider – als Lebensgefährten und künstlerische Partner – beleuchtet. Der Titel der Ausstellung „Lebensmenschen“ verweist dabei nicht nur auf die Komplexität ihrer Beziehung sondern auch auf die Aufbruchsstimmung des bewegten, frühen 20. Jahrhunderts und die ihm entspringenden künstlerischen Neuerungen. Vor allem Marianne von Werefkin soll in dieser umfangreichen Werkschau neue Würdigung erfahren, war sie doch weit mehr als eine Förderin der Künste und galt selbst schon vor ihren Münchener Jahren als eine der talentiertesten Malerinnen Russlands. Auch ihre fundierten theoretischen Überlegungen zur Kunst prägten ihr Umfeld im gleichen Maße wie ihr eigenes künstlerisches Werk.
Die „Neue Künstlervereinigung München“, 1909 von Jawlensky und Werefkin initiiert, trug wesentlich zur Entwicklung der modernen Avantgarde bei. Auf dem Gründungsdokument, das handschriftlich von Gabriele Münter verfasst wurde, finden sich nicht nur Namen wie Karl Hofer, Paul Baum oder Moissey Kogan. Auch der spätere Bauhaus-Meister Wassily Kandinsky unterschrieb die Urkunde; im darauffolgenden Jahr schloss sich ebenfalls Franz Marc der Gruppe an. Im Jahr 1911 kristallisierte sich aus diesem Künstlerzusammenschluss „Der Blaue Reiter“ heraus. Marianne von Werefkin kommt in dieser Entwicklung eine zentrale Rolle zu. Bereits 1897 hielt sie in ihrem Salon Zusammenkünfte von Künstlern und Intellektuellen ab, Jawlenskys künstlerische Ambitionen förderte sie von Anfang an in hohem Maße und auch die Ausstellungen der Künstlervereinigung in der Galerie Thannhauser in München lassen sich auf ihre Initiative zurückführen.