Kulturhauptstadt Europas 2025
„Wenn ich nochmals mit dem Aufbau Europas beginnen könnte, dann würde ich mit der Kultur beginnen“ – diese Erkenntnis in der Rückschau wird Jean Monnet, dem Wegbereiter europäischer Einigungsbestrebungen, zugeschrieben. An dessen Worte erinnerte Dr. Stefanie Hubig, die als Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz die Auftaktveranstaltung zur „Kulturhauptstadt Europas 2025“ am 16. Oktober 2018 eröffnete. Die Kulturstiftung der Länder hatte als Geschäftsstelle des nationalen Auswahlverfahrens ins Europäische Haus in Berlin geladen.
Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, wies auf die Gefahren für das solidarisch geeinte Europa hin: „Vor dem Hintergrund eher zunehmender EU-Skepsis“, so Hilgert, seien „internationaler, kultureller Austausch und lokale Integrationsangebote“ von größter Bedeutung.
Aus der Praxis des Kulturhauptstadtprogramms berichteten Kelly Diapouli, künstlerische Leiterin von Eleusis 2021 (Griechenland), und Ana Čižauskienė, Geschäftsführerin von Kaunas 2022 (Litauen). Es gelte, eine nachhaltige Erzählung zu finden, die die europäische Geschichte und den Erfahrungsraum der Stadt zu verbinden vermag. Ein schwieriger Prozess, der dunkle Kapitel der eigenen Geschichte und Brüche im Selbstbild hervortreten lasse.
Nele Hertling, Gründerin der Initiative „A Soul for Europe“, diskutierte mit Andreas Kämpf, Vizepräsident des Deutschen Kulturrates, Kulturentwicklungsberater Dr. Patrick Föhl und Prof. Dr. Elisabeth Leitner, Initiatorin von kulturhauptstadt2024.at, die Herausforderungen einer Kulturhauptstadt Europas in 2025. Kultur dürfe kein selbstgenügsamer, elitärer Prozess sein. Zivilgesellschaftliche Selbstorganisation müsse befördert werden, Integrationsangebote bräuchten eine barrierefreie Infrastruktur und zielgruppengerechte Sprache. Das Panel empfahl eine Agenda kleiner, beherzter Schritte und eine selbstkritische, neugierige Haltung auf dem Weg zu einer Vertiefung regionaler Identität als ein Teil Europas. Ein Ratschlag, der die Sphären der Kultur wie der Politik gleichermaßen adressiert, ein Ratschlag ganz im Sinne Jean Monnets.
Den emotionalen Höhepunkt des Tages bildeten die Kurzpräsentationen von Chemnitz, Dresden, Gera, Hannover, Hildesheim, Magdeburg, Nürnberg und Zittau, die ihre Visionen für eine Kulturhauptstadtbewerbung vorstellten.
Es wurden Brücken aus der Vergangenheit in die Zukunft gebaut, kulturelle Errungenschaften aufgezeigt und auch politische Argumentation fand ihren Platz. Mal wurden Stärken betont, mal Visionen anhand regionaler Problemfelder entwickelt. Der Ton reichte von sachlich-argumentierend über agitatorisch-begeisternd bis zum Spiel mit künstlerischer Ironie.